Von Stephan Feuerstein
Das absolute Hoch zum Ausstieg trifft man dauerhaft ebenso wenig wie das absolute Tief zum Einstieg. Oftmals merkt man vor allem als unerfahrener Anleger nicht, wie weit ein Markt heißgelaufen oder eingebrochen ist, um daraus einen profitablen Schluss zu ziehen. Und so heißt es dann im Nachhinein immer wieder: „Hätte ich ...“.
Auf Zeichen achten
Um das zu vermeiden, gilt es, das Geschehen an der Börse in verschiedene Bausteine zu zerlegen: Wie läuft der übergeordnete, langfristige Trend des Gesamtmarktes? Ergeben sich hier bereits Anzeichen für einen lukrativen Einstieg oder andererseits Warnzeichen für eine obere Trendwende? Wie sieht die fundamentale Situation aus, wie weit haben sich Aktien beispielsweise von ihrem tatsächlichen Wert entfernt? Welche Tendenz ist dabei weiterhin zu erwarten (gibt es bei den Quartalszahlen Anzeichen einer Übertreibung oder kritische Ausblicke?). Und schließlich auch noch: Was machen die Zinsen? Bekanntlich ist ein Umfeld niedriger Zinsen gut für Aktien, steigende Zinsen sind hingegen eher kritisch zu bewerten (hier kann eine zu pauschale Vorgehensweise allerdings zu einem wenig wünschenswerten Ergebnis führen, da eine obere Trendwende am Aktienmarkt meist erst nach einem Zyklus steigender Zinsen eintritt). Wir nehmen daneben auch noch Intermarket-Beziehungen, Saisonalitäten oder auch den Blick auf die Positionierung von großen Marktteilnehmern mit ins Analyserepertoire. Letztendlich wird damit eine Art „Wahrscheinlichkeitsindikator“ verfolgt, der dann eben offenbart, dass eine Situation extrem überhitzt und damit sehr anfällig für einen mittelfristigen Rücksetzer (oder eben umgekehrt) ist.
Risiken vermeiden
Eine Faustformel, an die man sich an der Börse halten sollte, lautet: Mehr Gewinn = mehr Risiko. Manchmal werden die Gewinnerwartungen so derart hoch gefasst, dass nicht nur der Totalverlust droht, sondern die Wahrscheinlichkeit, dass dieser auch noch sehr schnell erfolgt, ist dann extrem hoch. Weniger ist mehr, lautet daher die Zauberformel, möchte man wirklich Vermögen aufbauen und nicht zocken. Wenn sich daher aus den zuvor genannten Orientierungspunkten und Indikatoren eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit ergibt, kann auch das Risiko leicht erhöht werden. Gleichen sich aber diverse Einflussfaktoren aus, so bietet es sich einfach an, das Risiko (in Form von Positionsgröße und Hebel) entsprechend zu reduzieren. Aktuell spricht die Saisonalität beispielsweise für fallende Notierungen bis Ende September. Aus diesem Grund würde sich ein Short-Trade mit einer etwas höheren Gewichtung als vergleichsweise ein Long-Trade anbieten.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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