Von Thomas Grüner
Einer Studie der Großbank Morgan Stanley zufolge dürfte es Anlegern in den nächsten Jahren deutlich schwerer fallen, mit Aktien Geld zu verdienen. Unter dem vielsagenden Titel „The End of Easy“ weist Morgan Stanley darauf hin, dass der bisherige Rückenwind für den laufenden Bullenmarkt deutlich abflauen werde. Nachlassendes Wirtschaftswachstum, straffere Geldpolitik, steigende Inflation, zu viel Optimismus unter Anlegern – eine scheinbar gefährliche Mixtur.
Robuste Konjunktur und moderater Optimismus
Als Hauptargumente für eine abgeschwächte konjunkturelle Lage dienen das BIP-Wachstum in den USA, welches im ersten Quartal mit 2,3 Prozent etwas geringer ausgefallen ist als in den dynamischen Phasen zuvor, und die Einkaufsmanagerindizes in Europa. Diese haben sich zuletzt allerdings wieder ordentlich erholt und befinden sich nach wie vor auf Wachstumskurs. Leichte Rückgänge der Indikatoren auf Expansionsniveau – ein Warnsignal? Keineswegs: Am Ende zählt das Wachstum, ein wechselndes Tempo ist dabei völlig normal. Gleiches gilt auch für das Gewinnwachstum der Unternehmen.
Sicherlich ist auch die Marktstimmung parallel mit den Aktienkursen auf ein optimistischeres Niveau angestiegen. Viele nehmen den Aktienmarkt längst nicht mehr so fragil wahr wie in den Jahren 2009 bis 2011. Auf der anderen Seite ist es in der aktuellen Phase keineswegs zu beobachten, dass Anleger eine zu offensive Erwartungshaltung an den Tag legen. Der durch das letztjährige Wachstum entstandene Optimismus wurde bei der ersten Gelegenheit wieder über Bord geworfen.
Die Realität muss nach wie vor nicht besonders großartig sein, um die durchschnittlichen Erwartungen der Marktteilnehmer zu übertreffen. Anleger kaufen nicht blindlings Aktien, sie sorgen sich lieber um Zinsentwicklungen und Hedgefonds-Manager, die negative Wetten auf irgendwelche Märkte platzieren. Der Optimismus hat noch viel gesundes Wachstumspotential und die Mauer der Angst, an der Märkte gerne emporklettern, ist beileibe noch nicht vollständig abgebaut. Erst dann besteht eine echte Gefahr, dass die Realität mit der Erwartungshaltung nicht mehr Schritt halten kann.
Notenbankpolitik immer im Fokus
Eine straffere Geldpolitik ist bereits zur Realität geworden, insbesondere in den USA. Die Vorstellung, dass die Zinsen nun immer weiter steigen, ist allerdings mit einigen Fehlern behaftet. Zentralbanken kontrollieren die Zinsen nur am kurzen Ende, langfristige Zinsen werden maßgeblich von den Inflationserwartungen beeinflusst. Wichtiger als die absoluten Zahlen ist vor allem die Zinsdifferenz, gemessen zwischen 3-Monats-Zinsen und 10-Jahres-Zinsen. Diese Differenz liegt in den USA bei 1,02 Prozent, weltweit bei etwa 1,2 Prozent. Keine Differenz ist groß genug, um eine schnelle Inflation oder eine Überhitzung anzukurbeln. Vor allem sind die Zinsstrukturkurven nicht invers, was im Gegensatz zu „normalen“ Zinsbewegungen als deutliches Signal für eine anstehende Rezession gedeutet werden kann.
Fazit: Geld verdienen im laufenden Bullenmarkt soll bisher einfach gewesen sein? Das hört sich nach dem typischen Rückschaufehler an. Märkte machen es den Anlegern niemals leicht. Sicherlich werden uns konjunkturelle Schwankungen auch in der nahen Zukunft begleiten, viele aktuelle Ängste werden sich jedoch als unbegründet herausstellen. Der reife Bullenmarkt wird maßgeblich von der verbesserten Anlegerstimmung getragen, nicht durch eine bahnbrechende Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft. Für 2018 gilt: Freuen Sie sich über düstere Zukunftsprognosen bei robusten Wachstumszahlen!
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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