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Sind die goldenen Zeiten vorbei?

Donnerstag, 13. September 2018 um 08:07

Von Thomas Grüner
Selbst kritische Marktbeobachter räumen ein, dass das fundamentale Umfeld für eine robuste Entwicklung der Kapitalmärkte spricht. Ein neuerlicher Beleg der fundamentalen Stärke sind die Einkaufsmanagerindizes im August 2018, die auf breiter Ebene einen Expansionskurs in den Industrieländern anzeigen. Insbesondere die wirtschaftliche Aktivität im Dienstleistungssektor verspricht einiges. In den USA sind Rekordstände zu vermelden und selbst die Brexit-gebeutelten Briten blicken auf eine positive Entwicklung bei den Auftragseingängen.

Stimmung zu schlecht

Ist die Marktstimmung eher skeptisch statt euphorisch, gibt es jedoch immer etwas zu kritisieren. Viele Anleger nehmen die guten Fundamentaldaten zur Kenntnis, stellen sich im Anschluss aber die Frage nach dem verbliebenen Potential. Denn viele „Frühwarn-Signale“ oder „Bärenmarkt-Indikatoren“ sind natürlich nach dem Prinzip aufgebaut, dass verschiedene Einflussfaktoren genau dann Risiko ausstrahlen, wenn sie ein „hohes Niveau“ erreicht haben. Sicher ist: Auch der laufende Zyklus wird irgendwann in einen globalen Bärenmarkt übergehen. Aber sind die aktuellen Krisenherde tatsächlich so gewichtig, dass man dem laufenden Bullenmarkt fehlendes Aufwärtspotential bescheinigen kann?

Kritische Analyse

Im reifen Stadium eines Bullenmarkts ist es angeraten, Risikofaktoren sorgfältig zu untersuchen, selbst wenn die Euphorie noch in weiter Ferne scheint. Euphorie würde im Jahr 2018 wohl so aussehen: Wer sich kritisch über Shiller-KGV, Handelskonflikt und politische Risiken äußert, wird als ewiger Schwarzseher bezeichnet, der zurecht die große Rendite verpasst. Aktuell sind die Stimmungslage und die Berichterstattung definitiv anders ausgerichtet. Dennoch sollten Risikofaktoren stets auf ihre Durchschlagskraft hin untersucht werden, ob sie fähig sind, das globale Wirtschaftswachstum schlagartig abzuwürgen.

Unter kritischer Beobachtung sollte sich definitiv die abgeflachte Zinsstrukturkurve in den USA befinden. Sollte sie invers werden, stellt das in der Tat ein Problem für die US-Wirtschaft dar. Banken verlieren ihren Anreiz zur Kreditvergabe und dem Wirtschaftskreislauf wird wertvolle Liquidität entzogen. Allerdings ist auf absehbare Zeit kein radikaler Kurswechsel der Fed zu erwarten, die ihr moderates Tempo bei Zinserhöhungen mit hoher Wahrscheinlichkeit beibehalten wird. Kritisch ist ebenso der Handelskonflikt zu sehen, doch die Auswirkungen sind in ihrem Umfang nach wie vor nicht mächtig genug, das globale Wachstum zu beeindrucken. Ein harter Brexit würde einer negativen Überraschung gleich kommen, doch aus globaler Sicht sollten sich die widerstandsfähigen Märkte auch über diese Tatsache hinwegsetzen können.

Fazit: Ist das Wirtschaftswachstum irgendwie begrenzt? Hier ist es in der Tat bedenklich, dass der Arbeitsmarkt praktisch leergefegt ist. Gerade in speziellen Bereichen wie der Baubranche ist kein großes Potential für Umsatzsteigerungen mehr gegeben. Anspruchsdenken unter der arbeitenden Bevölkerung macht sich breit, die Quittung könnte in der Tat bald folgen. Was heißt das für die Aktienmärkte? Zum Glück sind hier keine unmittelbaren Folgen zu befürchten. Denn selbst wenn die fundamentale Dynamik nachlässt, sind die Anleger selbst immer noch ein wichtiger Faktor für die dynamische Phase im reifen Bullenmarkt die in der Regel nicht von bahnbrechenden Fundamentaldaten getragen wird, sondern von einer erhöhten Nachfrage nach Aktien durch eine verbesserte Marktstimmung.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist
Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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