Von Bernd Niquet
Jetzt kommt die Börse wohl doch nicht ungeschoren davon. Es gibt zwar immer wieder Gegenbewegungen, doch für die Wall Street könnte es durchaus der schlechteste Dezember seit 1931 werden. Wird das jetzt eine größere Krise, die den Immobilienboom in Deutschland ebenfalls trifft?
Eigentlich wünsche ich mir kaum etwas mehr als das. Denn ich hasse niemanden mehr als diejenigen, die diese ganzen Pappwände-Karnickelställe für Menschen planen, entwickeln und bauen. Und die will ich hängen sehen!
Im ablaufenden Jahr bin ich selbst ebenfalls mächtig hereingefallen. Da ich eigentlich nichts anderes mache, als am Schreibtisch zu sitzen und zu schreiben, wollte ich mir etwas ganz Besonderes gönnen: eine richtig ruhige Wohnung.
Allerdings hatte ich die Rechnung ohne unsere Silvesterscherz-Architekten und Böllerknaller-Bauausführung gemacht. Denn von wegen Ruhe. Die Außenwände des Hauses, in dem ich jetzt wohne, sind zwar so dick, dass sie einen Atombombenschlag überstehen würden, dafür schallt es jedoch durch das ganze Haus, wenn irgendwo jemand nur einmal den Klodeckel fallen lässt.
Meine Güte, was habe ich mich da foppen lassen. Auf so etwas bin ich wirklich nicht gekommen. Dabei kostet bei mir allein der Bereich der begehbaren Dusche fast so viel an Miete wie eine Sozialbauwohnung.
Und ich weiß, dass der einzige Grund dafür, dass Berlin überhaupt noch von Flugzeugen angeflogen wird, darin liegt, dass die Flughafengebäude nur einer Brandschutz-, aber keiner Schallschutzverordnung unterliegen.
An dieser Stelle ist es mir ein großes Bedürfnis, mich vor der DDR-Plattenbauweise zu verneigen. Was für ein Geniestreich menschlicher Baukunst das darstellt, mit so einfachen Mitteln etwas hervorzubringen, das dem, was man heute macht, in nichts nachsteht. Obwohl es nur Bruchteile davon kostete. Wäre ich doch nur in die Platte gezogen.
Wie alt werde ich wohl werden müssen, um es noch erleben zu können, morgens beim Aufstehen nicht meinen Nachbarn ebenfalls in meinem Badezimmer zu wähnen? Und dafür auch noch einen Preis abzudrücken müssen, als wohnte ich im Hotel.
Doch jetzt noch einmal umziehen? Viele sagen ja, umzuziehen wäre wie abzubrennen. Da Asche jedoch nicht brennt, habe ich möglicherweise noch eine Chance. Vielleicht reicht es jedoch auch, bald die ganzen Projektemacher tatsächlich hängen zu sehen.
Ich wünsche Ihnen einen guten und sanften Rutsch ins Neue Jahr. Genießen Sie die Tage bis Silvester, denn 2019 wird fürchterlich.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein neues Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro
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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.
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