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Griechenland-Anleihen

Donnerstag, 11. April 2019 um 13:47

Von Bernd Niquet

Ich erinnere mich noch gut an die Schlagzeilen bei den Griechenland-Finanzierungen, dass wir dort gutes Geld schlechtem hinterherwerfen. Mag sein, doch bisher haben wir wunderbar daran verdient. Die Bundesrepublik Deutschland besonders. Ich aber auch ein bisserl.

Gerade habe ich die letzten Tranchen meiner Griechenland-Anleihen verkauft. Es ist nahezu unglaublich, denn die stehen jetzt beinahe bei 100 Prozent.

Wer hätte das je gedacht, dass es dazu kommen würde? Und vor allem so schnell? Gleich nach der Umschuldung 2012 notierten diese Papiere nämlich nur bei durchschnittlich 25 Prozent. Was für ein Profit!

Doch wie war das damals eigentlich? Da haben die EU-Staaten, an vorderster Linie die Bundesrepublik Deutschland, Griechenland neues Geld gegeben. Den Banken und anderen privaten Gläubigern hat man damals einen Kapitalschnitt von 53,5 Prozent zugemutet. Mehr als die Hälfte weg.

Doch dieser Schnitt war in Wirklichkeit weit größer, weil nämlich von den verbleibenden 46,5 Prozent nur ein knappes Drittel vollwertig gezahlt wurde, und der Rest (31,5 Prozent vom ursprünglichen Nominalwert) in neuen Anleihen begeben wurde. Die dann jedoch am Markt bei nur durchschnittlich 25 Prozent des Kurswertes standen. Und 25 Prozent von 31,5 Prozent waren eben nur mal schlappe 8 Prozent.

Heute nun sieht es weit besser aus, so gut wie nie gedacht. Und da verdrießt es natürlich mächtig, wie massiv hier jetzt noch einmal die Anleger zur Kasse gebeten werden. Denn beim heutigen Verkauf der damals erhaltenen Anleihen ist der Großteil des Verkaufserlöses zu versteuern. (Nach meinen Berechnungen 69 Prozent davon).

Und das überlege man nun doch einmal wirklich: Da haben Anleger gutgläubig Griechenland-Anleihen gekauft, machen bei der Umschuldung heftige Vermögensverluste mit, doch als es dann wieder bergauf geht, besteuert man ihnen das Zurückgewonnene.

Ganz einfach ausgedrückt: Von dem, was einst zu 100 gekauft wurde, sind nach der Umschuldung nur noch 23 geblieben. Anschließend geht es dann wieder auf 46,5 hinauf. Doch davon kassiert der Fiskus vom Großteil Kapitalertragssteuer. Und die Verluste können nicht gegengerechnet werden.

Was ist unfein? Das ist unfein, hundsföttisch geradezu. Die können wirklich den Hals nicht vollbekommen. Und hier trifft es ja keine miesen Hedgefonds, sondern diejenigen, die sich staatstragend verhalten haben. Die durchgehalten haben.

Wenn ein Staat jedoch bevorzugt diejenigen schröpft, die ihn eigentlich stützen, ist das kein gutes Zeichen. Ich hoffe jetzt, dass mein Geld zumindest in ein paar ordentliche All-Gender-Toiletten fließt.

(Ach so. Und noch P.S.: Meine damalige Griechenland-Spekulation ist jetzt natürlich doch noch aufgegangen. Doch wer erinnert sich schon noch an dieses alte Zeug...)

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein neues Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro

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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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