Von Thomas Grüner
Mit einer Wertentwicklung von -5,54 Prozent in Euro hat der MSCI World Index im Monat Mai der Anlegerstimmung einen erneuten Dämpfer verpasst. Breit diskutierte Risikofaktoren wie der Handelskrieg zwischen China und den USA werden immer wieder neu aufgerollt und sorgen für Anspannung. Um emotionale Handlungen zu vermeiden, sollten Anleger gerade in schwierigen Marktphasen der grundlegenden Fragestellung nachgehen: Was können Aktienmärkte leisten und was eben nicht?
Es gibt keine Wohlfühlzonen
Aktienmärkte sind riskant – wenn man sie zweckentfremdet. Auf Anleger, die Aktienmärkte zu kurzfristigen Spekulationszwecken nutzen wollen, wartet oftmals eine schnelle Enttäuschung. Langfristig sind die Renditechancen anderen Anlageklassen weit überlegen, doch leider verteilt sich die Rendite eben nicht gleichmäßig. Der Wohlfühlfaktor stellt sich niemals ein, dazu sind die Schwankungsbreiten zu hoch. In Abwärtsphasen droht das schlechte Gefühl, dass man sich komplett auf dem falschen Weg befindet. Ebenso erhält man bei Investitionen in den Aktienmarkt selten das Gefühl, dass man alles richtig macht. Ein spezielles Land, ein spezieller Index oder Sektor, bestimmte Einzelaktien – irgendetwas läuft immer besser als die eigene Aktienauswahl! Dadurch entsteht oft das Gefühl, durch falsche Entscheidungen eine gewisse Rendite verpasst zu haben. Es entwickelt sich ein emotionales Spiel, geprägt von Angst und Gier. Zusammengefasst: Es existiert kein emotionaler Schutz bei Aktieninvestitionen. Der Markt hält dem Anleger permanent den Spiegel vor, dass die Psyche der Menschen eben nicht für die Aktienmärkte gemacht ist. Viele Anleger unterschätzen die emotionalen Fallen und missverstehen diese Zusammenhänge – nicht von ungefähr haben Aktienmärkte speziell in Deutschland einen schlechten Ruf.
Was Aktienmärkte können
Langfristig sind die Renditechancen an den Aktienmärkten hoch. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass auch ambitionierte Anlageziele der Anleger mit Hilfe von Aktien erreicht werden können. Wertzuwachs deutlich oberhalb der Inflation im langfristigen Anlagehorizont, eine vorteilhafte Transparenz und vor allem eins: eine wunderbar einfache Möglichkeit, durch den Kauf von Unternehmensanteilen vom langfristigen Wachstum der Weltwirtschaft zu profitieren. Man muss jedoch resistent sein gegen den täglichen Lärm der Medien, man muss sich selbst disziplinieren und Emotionen in Phasen hoher Volatilität ausblenden können.
Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist eine nachhaltige Strategie. Bevor Anleger investieren, sollten sie für sich selbst entscheiden, welche „Dienste“ die Aktienmärkte für das Erreichen der Anlageziele leisten sollen. Wer diesem langfristigen Konzept treu bleibt, profitiert von Aktien. Wer sich von Volatilität zu emotionalen Reaktionen verleiten lässt, verliert mit Aktien – Timing-Versuche schlagen überwiegend fehl. Eine mit Bedacht gewählte maximale Aktienquote hilft dabei auch konservativ ausgerichteten Investoren, den Kampf gegen die Inflation langfristig erfolgreich zu führen.
Fazit: Nutzen Sie Aktienmärkte zu Ihren Gunsten. Wenn der langfristige Anlagehorizont gegeben ist und eine gewisse Schwankungsverträglichkeit herrscht, können Aktien wertvolle Dienste für das Erreichen Ihrer Anlageziele leisten. Gerade in kritischen Marktphasen ist es umso wichtiger, Emotionen auszublenden und einem langfristigen Konzept zu folgen. So lässt sich nüchtern und einfach feststellen, dass der negative Mai 2019 die Welt wieder einmal nicht auf den Kopf gestellt hat.
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Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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