Von Bernd Niquet
Vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle ein paar Fragen zur E-Mobilität aufgeworfen. Und ich danke herzlich den Lesern, die mir dazu eine Menge Unterlagen zugeschickt haben.
Heute muss ich sagen, dass das, was da jetzt in Hinsicht auf Batterieautos passiert, für mich wie ein Schildbürgerstreich wirkt. Irgendwie weigere ich mich aber noch, das zu glauben, doch ich finde keine Entkräftung des Horrorszenarios, das folgendermaßen aussieht:
Die Umweltzerstörung und die Zunahme von Kinderarbeit durch den zusätzlichen Abbau der Metalle wird riesig sein und es ist keineswegs davon auszugehen, dass tatsächlich genug Metalle gefördert werden können, um den Wechsel zu ermöglichen. An den Batterieautos scheint mir alles schlecht zu sein, bis auf die Tatsache, dass sich dadurch sicherlich wirklich CO2 einsparen ließe.
Doch können wir unseren Planten ruinieren, um ihn zu retten?
Mir kommt es derzeit vor, als ob die benzinbetriebenen Autos für uns so etwas wie eine Warze auf der Nase sind. Und wir sind bereit, alles, wirklich alles dafür zu tun, dass diese Warze wegkommt. Dafür würden wir sogar Gift schlucken.
Ich kann das als Nicht-Techniker natürlich nicht richtig beurteilen. Ich habe deswegen sogar die Partei der Grünen angeschrieben, doch was man mir dort geantwortet hat, ist so peinlich, dass ich es lieber für mich behalte. Weil ich es total nett fand, dass man mir sehr individuell und ohne Formschreiben geantwortet hat. Man hat dort jedenfalls keine Lösung und kein Konzept. Und spürt eben nur die Warze auf der Nase, die unbedingt weg muss.
Ein Leser hat mir ein Konzept der Bundesregierung zugeschickt, unsere Energieprobleme mit Wasserstoff zu lösen. Es stammt bereits aus dem Jahr 2002, ist aber wohl nicht recht weiterentwickelt worden.
Ich muss gestehen, dass ich auch nicht einmal ansatzweise in der Lage bin, den Wasserstoffantrieb verstehen und hinterfragen zu können. Dabei habe ich in meinem Abitur sogar Mathematik und Physik als Leistungskurse gehabt. In letzterem ging es um Einsteins Relativitätstheorie in mathematischen Termini. Da hat der Lehrer gesagt: Alles, was wir gemacht haben, müsst ihr wissen. Und die Abituraufgabe baut darauf auf.
So etwas ist heute natürlich nicht mehr vorstellbar. Deshalb wird ja auch bemängelt, dass kein Schüler heute mehr über die nötigen Physikkenntnisse verfügt, um die grundlegenden Energiefragen, vor denen wir stehen, zu beurteilen.
Ich denke allerdings, dass selbst die beste Schule das nicht leisten kann. Und dass sie das auch nicht muss. Schließlich haben wir eine repräsentative Demokratie und freie Medien. Erstere sollte die Konzepte entwerfen, zumindest sich zwischen opponierenden Konzepten entscheiden, und Letztere sie den Bürger erklären. Hier liegt aus meiner Sicht das Versagen.
Die Politiker haben keine Ahnung und die Journalisten auch nicht. Und so finden wir uns derzeit in einem Spannungsfeld von Fachidioten auf der einen Seite und Seelenverkäufern auf der anderen Seite wieder. Und dazwischen stehen die Volltrottel aus den Medien.
Bis auf einige wenige. Doch die sind ebenfalls nichts anderes als eine Warze auf der Nase. Auch die würde man am liebsten so schnell wie möglich wegbekommen. Damit man dann endlich wieder blendend aussieht. Und vor allem machen kann, was man will.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro
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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.
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