Von Bernd Niquet
Manchmal muss man eine bereits vorgeschriebene Kolumne aufgrund von aktuellen Ereignissen einkassieren. So wie ich in dieser Woche. Aufgrund von zwei Dingen:
(1) Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, hat die Europäische Zentralbank aufgefordert, im Rahmen ihrer Expansionspolitik nicht mehr nur Anleihen zu kaufen, sondern jetzt direkt auch Aktien.
Ich erinnere mich sehr gut, im Rahmen der Aktienkrise zu Beginn des neuen Jahrtausends oft über eine derartige Maßnahme geschrieben zu haben. Dass so etwas jedoch tatsächlich in den Fokus des Machbaren rücken könnte, hätte ich niemals für möglich gehalten.
So ein Vorschlag heißt natürlich auch nicht, dass das wirklich passiert. Doch es wäre schon durchaus folgerichtig. Und wenn Blackrock sich so aus dem Fenster lehnt, ist das auf jeden Fall nicht ohne.
Interessant ist vor allem die Begründung Finks. Denn ihm geht es keineswegs allein um die Ankurbelung der Wirtschaft, sondern er will auch die Aktienkultur stärken. Die Leute sollen stärker in Aktien investieren, vor allem zur Altersvorsorge. Und anscheinend ist der EZB hier eine Schlüsselrolle zugedacht, es ihnen mit steigenden Kursen schmackhaft zu machen.
Das ist natürlich der Hammer überhaupt. Kommt das, wird richtig Feuer gemacht. Dann war das bisherige Anleiheprogramm dagegen nur ein laues Lüftchen eines lahmen Föhns.
(2) Das zweite Thema passt, obwohl es überhaupt nichts damit zu tun, nahezu hundertprozentig in diesen Kontext herein. Denn derzeit brennt die Arktis. Hier gibt es mächtige Feuer. Allein in Alaska mehr als 350. Und in Sibirien ebenfalls.
Solche Brände sind um diese Jahreszeit zwar nicht ungewöhnlich, doch die Dauer und Intensität sei nahezu einmalig, lese ich. In Alaska war der Juni der wärmste in der Geschichte und gleichzeitig ist es sehr trocken gewesen.
Gefährlich sei hierbei gar nicht primär das Feuer selbst, sondern, wie die Experten betonen, dass der sich darunter befindliche Permafrostboden auftaut. Und wenn das passiert, brauchen wir sicherlich über einen Klimawandel nicht mehr zu streiten.
Erstaunlich an diesen beiden Punkten ist für mich, dass sie von den Medien recht wenig beachtet wurden, wenn nicht nahezu ganz übergangen worden sind. Jetzt geht der Zunder richtig los, doch niemand will davon etwas wissen. Sehr merkwürdig.
Als Ökonomen habe ich gute Chancen, einigermaßen einschätzen zu können, was passiert, wenn sich Punkt (1) realisiert. Mit der Klimawissenschaft bin ich hingegen nicht vertraut. Ich werde deshalb nicht versuchen, mich als jemand aufzuspielen, der den Punkt (2) zu beurteilen vermag.
Doch ich lebe mittlerweile bereits eine ganze Weile auf diesem Planeten und verfüge über ein besonders ausgeprägtes Sensorium. Ich denke, ein sensibler Mensch spürt, was los ist. Er kann sich natürlich irren, genauso wie die Wissenschaft sich irren kann. Doch er hat zumindest den Vorteil, kein allgemeingültiges Model liefern zu müssen.
Ich bin in meinem Leben immer dann ziemlich gut gefahren, wenn ich mich auf meine eigenen Sinne verlassen habe. Das werde ich auch weiter tun. Und was die Streithähne in der Öffentlichkeit und im Internet sich für Schlachten liefern, ist mir piepwurstegal.
Ich werde die Welt nicht ändern können. Zum Glück. Für uns beide.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro
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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.
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