Von Bernd Niquet
Es ist schon mehr als eine merkwürdige Situation, der die Menschen in unserem Land in der Jetztzeit gegenüberstehen. Da erwartet man auf der einen Seite von ihnen, komplexe mathematisch-stochastische Modelle zu verstehen, um sich ein Urteil über die Klimakrise zu bilden, andererseits traut man ihnen jedoch nicht einmal zu, eine Kalorientabelle lesen zu können.
Weil die Menschen dafür anscheinend zu dämlich sind, kommt jetzt der Nutri-Score, die Lebensmittelampel. Da muss man nur noch Farben erkennen, um zu wissen, ob ein Lebensmittel für einen geeignet ist oder nicht.
Ich bin mal gespannt, wann anschließend die Klima-Ampel kommt? Aber nein, hier geht es ja nicht um Wissen, hier kann es ja auch nicht um Wissen gehen, weil das Thema letztlich nur den Wissenschaftlern zugänglich ist, hier geht es ausschließlich um den Glauben.
Und eine Glaubens-Ampel? Hm.
Ich denke, wir werden sowieso absaufen, so oder so. Weil führende Kreise in Deutschland schon viel zu lange à la Baisse auf unser Land spekulieren.
Dass jetzt auch der Seehofer-Horst dazu gehört, ist allerdings neu. Jeden vierten Flüchtling, der vor Italien aus dem Meer gerettet wird, nehmen wir jetzt also auf. Soso. Wahrscheinlich will man dadurch nur Matteo Salvini von der Lega zum Absaufen bringen, einen anderen Sinn macht diese Maßnahme ja nicht.
Jetzt kommen also nicht diejenigen Flüchtlinge erfolgreich nach Europa, deren Schlepper sie in ein seetüchtiges Schiff setzen, sondern diejenigen, deren Boot absäuft. Am besten in Sichtweite der vielen Rettungsschiffe.
Das eröffnet den Schleppern natürlich ganz neue Geschäftsmodelle.
Und weil ich gerade beim Meer bin. Wussten Sie eigentlich, dass es den Haupt-Speisefisch der Deutschen, den Seelachs, gar nicht gibt? Es gibt keinen Fisch, der Seelachs heißt. Der Seelachs ist eine Erfindung der Lebensmittelindustrie, um minderwertige Speisefische lukrativ an den Bundesbürger zu bringen.
Was es nicht alles gibt, oder? Vor allem das, was es nicht gibt.
Das Einzige, was derzeit noch echt ist, ist die gerade in Japan stattfindende Rugby-WM. Und warum das so ist, ergibt sich aus dem Unterschied zum Fußballtheater und aus diesem wunderschönen Bonmot hier:
Fußball ist, in 90 Minuten stets so zu tun, vom Gegner verletzt worden zu sein, um dadurch eine Strafe für den Gegner zu provozieren. Rugby hingegen besteht darin, in 80 Minuten die gesamte Zeit über so zu tun, als sei man vom Gegner nicht verletzt worden, um keinen Zweifel an der eigenen Kampfbereitschaft aufkommen zu lassen.
Kein Wunder also, dass bei uns das Rugby nie Fuß fassen wird, der Fußball jedoch von allen angehimmelt wird. Es passt alles perfekt zusammen.
Und noch besser: Der „Kicker“ hat im Internet sogar eine Sparte fürs Kanufahren, aber keine für Rugby. So passt es jetzt sogar noch besser. Denn das Absaufen ist wahrscheinlich bereits zum Teil unseres Erbgutes geworden.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein neues Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro
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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.
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