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Ein grüner Staatsstreich?

Donnerstag, 21. November 2019 um 21:29

Von Bernd Niquet

Ich bin noch dabei, mich an der Zeitung „WELT“ abzuarbeiten. Anfang des Monats hat ein Redakteur der Zeitung, Jacques Schuster, in seinem Beitrag „Warum die AfD nicht wählbar ist“ geschrieben, diese Partei sei „staatsstreichlüstern“.

Mich hat das extrem geärgert und ich habe ihm einen bösen, aber sehr sachlichen Brief geschrieben. Denn einen schlimmeren Vorwurf kann man einer Partei wohl kaum machen, denke ich. Dagegen ist selbst die übliche Nazi- und Faschistenkeule noch fast harmlos.

Herr Schuster hat sogar geantwortet. Und er begründet seine These von der Staatsstreichlüsternheit mit Reden des Fraktionsvorsitzenden der Partei im Thüringer Landtag, Björn Höcke, in denen der „von einem Systemwechsel geraunt“ habe.

Mich überzeugte das zwar nicht, weil ich denke, dass die Linken genauso reden, doch ich habe keine konkreten Beweise dafür gefunden. Bis zum Parteitag der Grünen Mitte November in Bielefeld. Da hat die Bundesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, gesagt, und ich habe es wortwörtlich aus der Fernsehübertragung mitgeschrieben: „Drehen wir dieses System, das die Lebensgrundlage unserer Kinder zerstört, um!“

Jetzt frage ich Sie: Bitte, wo ist der Unterschied? Und was es noch schlimmer macht: Einmal handelt es sich nur um einen Lokalpolitiker, im anderen Fall jedoch um die offizielle Parteistrategie. Ich weiß aber natürlich wo der wirkliche Unterschied liegt: Die einen sind die Guten und die anderen nicht. Die Welt zu retten ist ein hehres Ziel, das eigene Land zu schützen hingegen kleingeistig und engstirnig.

Ich habe auch noch etwas anderes und das ist richtig bitter: Haben wir das mit den Lebensgrundlagen nicht schon mal gehört? Na? Natürlich haben wir das schon gehört. Damals war es der Lebensraum, der fehlte, und heute sind es die Lebensgrundlagen.

Und beides ist gleichermaßen eine miese Lüge. Hitler hat gelogen und die Grünen lügen auch. Das Schicksal unserer Kinder hängt nicht am Weltklima. Es hängt vielmehr daran, ob in Deutschland eine gute Politik gemacht wird, die den Kindern eine gute Ausbildung zukommen lässt, mit der sie in der Technologiegesellschaft der Zukunft eine Rolle spielen können.

Die Höhe des Meeresspiegels ist hingegen für die Zukunft unserer Kinder völlig gleichgültig.

So, und jetzt Schluss mit den gegenseitigen Vorwürfen! Jetzt seien wir doch einmal ganz ehrlich! Wirklich ehrlich! Und da behaupte ich: Wenn es stimmt, was die Klimawissenschaftler über den menschengemachten Klimawandel sagen und wenn ihre Prognosen daraus zutreffend sind, werden wir diesen Prozess nicht mit demokratischen Mitteln stoppen können.

Wie sollte das auch gehen? Warum sollten sich Menschen, die jahrzehntelang hin auf Konsum, Eigennutz und Selbstverwirklichung getrimmt worden sind, plötzlich freiwillig auf ein derartiges kollektives Ziel einschwören lassen?

Das ist ein Traum und wird ein Traum bleiben. Es sei denn, man sperrt diejenigen ein, die sich nicht fügen wollen. Oder man züchtet einen neuen Menschen.

Man kann es sicherlich schaffen, einen Alkoholiker dazu zu bringen, zwischen zwei Schnäpsen eine Bio-Wurst zu essen, doch einen Konsum-Alkoholiker bringt man von seiner Droge nicht ab.

Und die ganze Welt mit Ökostrom und mit E-Autos zu versorgen, ist genauso größenwahnsinnig wie der Traum früherer Machthaber, ganz Europa oder gar die Welt zu beherrschen.

Vielleicht schaffen wir eine signifikante Verbesserung der Klimasituation durch neue Technologien. Doch das wird unfassbare hohe Entwicklungskosten erfordern und unfassbar lange dauern.

Vorher bleibt nur der Weg, die heutigen Regeln unseres Wirtschaftssystems außer Kraft zu setzen. Ein Staatsstreich, um das System zu drehen. Und ich bin fest der Meinung, dass es heutzutage eine signifikante Anzahl von Menschen gibt, die für „die gute Sache“ auch zum dritten Mal binnen hundert Jahren in eine Diktatur gehen würden.

Warum ich da so sicher bin? Weil ich in mir selbst spüre, dass das notwendig ist. Weil es nicht anders geht. Doch dann bitte Klartext!

Und hört auf, ihr Linken, euch zur Verschleierung dessen, was ihr wirklich wollt, andauernd in so billiger Art und Weise an den Rechten abzuarbeiten.

Bleibt zum Schluss nur noch die Frage, was wir machen, wenn der Rest der Welt sich anders verhält? Aber darauf hat der Deutsche ja schon immer eine Antwort gefunden.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. FÜNFTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2019, 624 Seiten, 22 Euro

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Bernd Niquet und die Flüchtlingskrise. Die Geschichte von Bernd Niquet ist mittlerweile in den Jahren 2015 und 2016 angekommen. Das ist die Zeit des massenhaften und ungehinderten Zustroms von Flüchtlingen nach Deutschland. Die Hauptfigur der Ereignisse muss jetzt nicht mehr wie vorher nur die Lasten seines eigenen Lebens und seiner familiären Verhältnisse schultern, sondern sieht sich darüber hinaus gezwungen, aus sich selbst herauszutreten und sich ganz grundsätzliche weiterführende Gedanken zu machen.

»Immer, wenn die große Mittelmacht auf dem europäischen Kontinent verrückt spielt, resultieren daraus immense Verwerfungen. Wird der wirtschaftlichen Nord-Süd-Teilung zur Eurorettung jetzt auch noch eine kulturelle Ost-West-Spaltung zur Flüchtlingsrettung hinzugefügt? Denn das hieße ja nichts anderes als die bildliche Kreuzigung unseres Kontinents.«

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt trotz seines Umzugs im vergangenen Jahr weiterhin im selben ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die ersten vier Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2018.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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