Von Thomas Grüner
Es ist eine wichtige Eigenschaft im Leben, stets demütig zu bleiben. Egal, ob es darum geht, Kinder zu erziehen, Mitarbeiter zu führen oder Kunden eine vernünftige Anlagestrategie näher zu bringen. Und wenn mich die Erfahrung eines gelehrt hat, dann die Tatsache, dass diese Eigenschaft insbesondere für den langfristigen Erfolg am Aktienmarkt DIE elementare Grundvoraussetzung darstellt.
Ob Cicero, Sokrates oder Platon: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ – dieses geflügelte Wort aus der Antike erscheint im digitalen Informationszeitalter nicht mehr zeitgemäß und doch erschließt sich der Wahrheitsgehalt gerade – oder auch nur – denjenigen, die besonders viel Wissen anhäufen.
Übermut schadet
Die aktuelle Marktphase stellt eine hervorragende Gelegenheit dar, sich über „Marktwissen“ und Demut ein paar Gedanken zu machen. Wir befinden uns auf globaler Ebene in einem ausgedehnten und zähen Bullenmarkt, in dem sich die Marktstimmung trotz allem noch längst nicht in den euphorischen Bereich bewegt hat. Vor allem in einem volatilen Marktumfeld ist globale Diversifikation Trumpf. Leider verlieren viele Anleger in optimistischen Phasen ihre Vorsicht – und werden übermütig.
„Ich kenne mich doch aus und habe mehr Ahnung als andere Anleger“, diesen Satz höre ich häufig. Gefährlich! Diese Überlegungen treten immer häufiger auf, wenn sich viele Anleger darüber einig sind, wie „erfolgreich“ überhaupt definiert wird. Es wird immer dann brandgefährlich, wenn der „Zeitgeist“ auf eine euphorische Grundstimmung trifft. In diesem Zustand werden erhöhte Risiken ausgeblendet, es geht nur noch um erhöhte Chancen. Und man überschätzt oft seinen vermeintlichen Wissensvorsprung.
Dieses böse Muster entsteht immer wieder. Aber: Die Realität schlägt letztendlich immer die Phantasie. Internetblase, Peak Oil, Gold-Hype, Solarenergie, seltene Erden, vielleicht heute der Hype um Tesla und die E-Mobilität. Stets werden rasante Kursanstiege zur vermeintlichen Bestätigung der „ewigen Outperfomance“ oder Überlegenheit herangezogen. Nicht wenige Anleger denken heute darüber nach, ihre Altersvorsorge mit einem Sparplan auf die Tesla-Aktie zu gestalten. Ernsthaft?
Warum haben Aktionäre kein schlechtes Gefühl dabei, in ihrem Aktienportfolio nur zwei oder drei Werte zu halten? Beflügelt vom Zeitgeist und den Erfolgen der Vergangenheit verlieren einige Investoren früh die Fähigkeit, demütig zu bleiben. Fahnenstangen in den Kursverläufen werden ignoriert. Ob nicht tatsächlich Glück oder Zufall mit im Spiel sind? Nein, man kennt sich ja schließlich aus. Eine gefährliche Spirale. Sie sollten stets wissen, dass Sie nichts wissen!
Fakten statt Meinungen
Am Ende zählen immer die Fakten: Umsätze und Gewinne! Phantasie entweicht aus den Kursen am Ende IMMER! Mal früher oder mal später, aber IMMER! Hinterfragen Sie stets kritisch ihre eigene Meinung, ob diese letztendlich tatsächlich einen Wissensvorsprung gegenüber Profi-Investoren beinhaltet. Dies ist fast NIE der Fall!
Fazit: Seien Sie stets diszipliniert! Diversifizieren Sie IMMER! Erliegen Sie nicht dem Hype. Unterscheiden Sie zwischen Wissensvorsprung, den man sich selbst zuschreibt, Glück, Zufall oder Strategie. Demut hilft Ihnen dabei immer. Aktienmärkte sind ein teurer Platz, um sich selbst kennenzulernen. Wirklich kluge Anleger wissen, dass sie nichts wissen!
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Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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