Von Bernd Niquet
Hooligans aller Länder, vereinigt euch! Ist das die neue Welt-Bewegung, die uns vielleicht in der Zukunft regieren wird?
Viele Dinge setzen sich jetzt wie ein Puzzle zusammen. Kürzlich hat sich die deutsche Wirtschaft besorgt geäußert, dass ein unvernünftiger Umgang der Menschen mit der Corona-Pandemie zu einem zweiten Lockdown bei uns führen könnte, der dann wirklich katastrophale Schäden nach sich ziehen würde.
Party people of the world, unite! Das ist schon irgendwie ein gruseliges Bild, wenn man es weitermalt und ausmalt, finde ich. Wir könnten tatsächlich in den Abgrund gefeiert werden. Die große Zerstörung nicht durch Krieg und Bomben, sondern durch die schiere Lust. Leider ist Sigmund Freud schon so lange tot. Doch der war ja auch kein Wirtschaftsexperte.
Anderer Kontext, gleicher Hintergrund: Was sind eigentlich die wichtigsten Bücher der Nachkriegszeit? Darum ging es neulich in einer privaten Diskussion. Ich denke, es sind „1984“ von George Orwell und „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley. Weil diese beiden Bücher in überzeugender Form ein realistisches Zukunftsszenario der Welt aufzeigen. Und weil so vieles, was Huxley im Jahr 1932 und Orwell 1949 da beschrieben haben, heute bereits Wirklichkeit ist.
Hinterher denke ich allerdings plötzlich: Das stimmt doch aber eigentlich gar nicht mehr. Denn wenn ich mir unser Leben und unsere westlichen Gesellschaften heute angucke, sehe ich eine weit größere Gefahr auf uns zukommen als die Überwachung und Lenkung der Menschen von einer übergeordneten diktatorischen Instanz.
Und diese Gefahr ist die zu geringe Überwachung und Lenkung der Menschen von einer zunehmend in sich zerbröckelnden und unfähigen Führung, die jeden alles machen lässt und niemanden mehr zur Ordnung rufen kann.
Wir haben eine rapide ansteigende Unterschicht, die durch Verwahrlosung und Verantwortungslosigkeit gekennzeichnet ist. Das gab es früher so nicht. Als ich in den 60er Jahren ein Kind war, da wusste jeder, wenn er es nicht selbst packt im Leben, dann sieht es schlecht aus. Heute hingegen wird immer mehr Menschen alles scheißegal. Der Staat wird ja schon irgendwie für sie sorgen.
Machen Sie einmal einen Spaziergang durch das verrottende Berlin, diese moderne Mischung aus Beirutisierung und Kalkuttaisierung. Überall krakeelende ältere Männer ohne jede Zukunft und selbst bei den jungen ist das Wegwerfen einer Bierflasche nach dem Trinken völlig normal geworden. Da braucht man gar kein Corona-Idioten, um für unsere Gesellschaft pessimistisch zu sein. Zumal die Politik nicht konsequent dagegen agieren will und die Polizei das nicht darf.
Ich denke, die Anzahl der Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, hat eine kritische Grenze erreicht. Und es sind immer Männer, eigentlich sind es immer nur Männer, die austicken.
Spiegelbildlich zu dieser wachsenden Unterschicht gibt es eine wohl noch stärker wachsende Gruppe von Menschen, die von sich glauben, alles zu wissen und richtig beurteilen zu können, das sind die oberschlauen Twitteraner.
Und zwischen diesen beiden Mahlsteinen kommen diejenigen, die anpacken und mit ihrem Fleiß und ihrer Tüchtigkeit das Land am Laufen halten, immer stärker in die Klemme.
Und ich vermute, je weiter sich diese Situation zuspitzt, umso größer werde die Sympathien für Lösungen in Richtung Orwell und Huxley. Besser man wird überwacht als die Verrückten stellen einen an die Wand.
Ich habe keinerlei Sympathie für den chinesischen Weg, doch viele asiatischen Länder handeln klüger als wir, davon bin ich überzeugt. In Singapur, so habe ich gelesen, verlieren derzeit diejenigen, die sich in grober Form gegen die Hygieneregeln im Zusammenhang mit Covid-19 vergehen, den Schutz ihrer Krankenversicherungen.
Vielleicht ist das ein Weg. Doch so etwas trauen sich die Feiglinge in unserer Regierung erst, wenn es Spitz auf Knopf steht. Vielleicht kommt es also bald.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. FÜNFTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2019, 624 Seiten, 22 Euro
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Bernd Niquet und die Flüchtlingskrise. Die Geschichte von Bernd Niquet ist mittlerweile in den Jahren 2015 und 2016 angekommen. Das ist die Zeit des massenhaften und ungehinderten Zustroms von Flüchtlingen nach Deutschland. Die Hauptfigur der Ereignisse muss jetzt nicht mehr wie vorher nur die Lasten seines eigenen Lebens und seiner familiären Verhältnisse schultern, sondern sieht sich darüber hinaus gezwungen, aus sich selbst herauszutreten und sich ganz grundsätzliche weiterführende Gedanken zu machen.
»Immer, wenn die große Mittelmacht auf dem europäischen Kontinent verrückt spielt, resultieren daraus immense Verwerfungen. Wird der wirtschaftlichen Nord-Süd-Teilung zur Eurorettung jetzt auch noch eine kulturelle Ost-West-Spaltung zur Flüchtlingsrettung hinzugefügt? Denn das hieße ja nichts anderes als die bildliche Kreuzigung unseres Kontinents.«
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt trotz seines Umzugs im vergangenen Jahr weiterhin im selben ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die ersten vier Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2018.
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