Von Bernd Niquet
Mit Erstaunen stelle ich fest, dass ich zum Coronathema eigentlich gar keine Meinung mehr habe. Was ist richtig? Was sollten wir jetzt tun und was nicht? Ich weiß es nicht.
Zu den Demonstrationen habe ich hingegen durchaus eine Meinung.
Bei uns in der Wohnanlage sind jetzt an den Gartentoren Schilder angebracht worden, man möge sie bitte aufgrund der Wildschweinplage immer wieder schließen.
Wenn nicht absolut klar wäre, dass jeder sofort wüsste, von wem das stammt, dann hätte ich darunter geschrieben: Tiere sind keine Plage, Menschen schon.
Und ich überlege mir: Sind Menschen eigentlich wirklich nicht nur hochnäsig, sondern auch intelligenter als Tiere? Auf kurze und mittlere Sicht ganz bestimmt, auf die lange Frist hingegen mit Sicherheit nicht.
Wobei das natürlich nur eine Tendenzaussage ist. Wildschweine beispielsweise würden niemals einem Kaiserreich huldigen, was sie allerdings nicht unbedingt intelligent macht. Menschen, die das tun, sind jedoch sofort als Vollidioten entlarvt.
Was passiert da derzeit in unserem Land? Ich weiß es nicht.
Gerade ist mir ein Zitat untergekommen, das für mich genau auf die Jetztzeit trifft. Es lautet: Wir leben in einer Übergangszeit, es herrscht ein großes Durcheinander und keiner weiß, wie es weiter geht.
In meiner Buch-Saga „Jenseits des Geldes“ beschäftige ich mich ja bereits seit langer Zeit damit, wie das ist, wenn immer mehr Restriktionen im Leben wegfallen und ein Mensch in nahezu völliger Freiheit lebt.
Das Ergebnis lässt sich vielleicht so zusammenfassen: Es ist verdammt schwierig.
Freiheit ist etwas Wunderschönes, doch man muss aufpassen, dass man nicht einen Trillimatz im Kopf bekommt. Um in Freiheit zu leben, muss man in gewisser Weise dafür geschaffen sein. Vielleicht scheitern gerade wir Deutschen deswegen immer wieder daran.
Eine weitere Erkenntnis ist auch: Je mehr Restriktionen für einen wegfallen, umso schlimmer werden diejenigen, die noch bestehen bleiben. Je besser alles läuft, umso größer der Protest, wenn einmal etwas ins Stocken kommt.
Wenn ich eine Erklärung dafür habe, was gerade bei uns im Lande, aber auch in den USA und in vielen anderen Demokratien passiert, dann das.
Die Leute in Russland, Belarus und Hongkong haben da ganz andere Sorgen. Und ich habe das dumme Gefühl, dass Menschen ein vergleichsweise schmerzfreies Leben nur dann wertschätzen können, wenn es gerade richtig wehtut.
Ich hoffe jedoch, ich irre mich dabei. Ich hoffe, ich irre mich genauso wie bei meiner pessimistischen Einschätzung hinsichtlich der Börse noch vor ein paar Monaten. Es gibt zwar viele Verlierer, doch unter dem Strich ist es doch eigentlich unfassbar, wie gut es uns anlässlich der Entwicklungen derzeit geht, oder?
Vielleicht ist es aber auch genau diese Kluft, die uns langsam zu zerreißen droht?
Die einen fühlen sich oberschlau und hängen überall ihre Losungen auf, was man denken soll und was man alles nicht machen darf, und die anderen scheren sich mit einigem Recht darum überhaupt nicht.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. FÜNFTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2019, 624 Seiten, 22 Euro
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Bernd Niquet und die Flüchtlingskrise. Die Geschichte von Bernd Niquet ist mittlerweile in den Jahren 2015 und 2016 angekommen. Das ist die Zeit des massenhaften und ungehinderten Zustroms von Flüchtlingen nach Deutschland. Die Hauptfigur der Ereignisse muss jetzt nicht mehr wie vorher nur die Lasten seines eigenen Lebens und seiner familiären Verhältnisse schultern, sondern sieht sich darüber hinaus gezwungen, aus sich selbst herauszutreten und sich ganz grundsätzliche weiterführende Gedanken zu machen.
»Immer, wenn die große Mittelmacht auf dem europäischen Kontinent verrückt spielt, resultieren daraus immense Verwerfungen. Wird der wirtschaftlichen Nord-Süd-Teilung zur Eurorettung jetzt auch noch eine kulturelle Ost-West-Spaltung zur Flüchtlingsrettung hinzugefügt? Denn das hieße ja nichts anderes als die bildliche Kreuzigung unseres Kontinents.«
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt trotz seines Umzugs im vergangenen Jahr weiterhin im selben ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die ersten vier Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2018.
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