Von Bernd Niquet
Wir Deutschen haben wirklich ein schlimmes Schicksal. Was da momentan alles auf uns zukommt, was für ein Verzicht in der Weihnachtszeit. Dabei ist das jetzt ja nur die Generalprobe. Richtig ernst wird es erst, wenn es in den nächsten Jahrzehnten um das Klima gehen wird.
Und schon wieder ist jetzt der deutsche Sparer der Dumme. Zuerst hat er Geld angespart, das ihm später nicht mehr verzinst wurde, und jetzt spart er soziale Kontakte auf, die er dann aber an Weihnachten nicht in vollem Umfang ausnutzen kann. Weihnachten nur mit zehn Menschen, das ist doch unzumutbar. Da muss man doch zwangsläufig an Krieg und Diktatur denken.
Doch vorher kommt ja noch die Vorweihnachtszeit. Und da kann man jetzt nicht mehr im Gasthaus sitzen und große Reden halten, sondern man muss sich den Gänsebraten mit dem SUV vom Restaurant abholen und dann zu Hause schweigend essen. Ich fürchte, damit wird der Deutsche nicht klarkommen.
Und da muss man dann doch zwangsläufig an Krieg und Diktatur denken.
Manches passt ja auch wirklich nicht zusammen. Die Bahn ist überfüllt, die Restaurants hingegen geschlossen. Das ist natürlich ein deutliches Zeichen, wir sollten es sehr gut beachten. Denn es sagt uns: Die Mobilität wird nicht eingeschränkt werden, egal was passiert. Da lügen wir uns lieber in die Tasche.
Ich bin zwar kein Virologe, doch um zu sehen, dass man sich im Getümmel von Bahnen und Bussen eher ansteckt als in Restaurants, dazu muss man kein Virologe sein. Trotzdem ist es natürlich ein sinnvoller Schritt, den Verkehr trotz der Ansteckungen fließen zu lassen, schließlich leben wir ja davon.
Es ist im Prinzip die gleiche Geschichte wie bei den Elektroautos. Denn dass wir durch deren Metallverbrauch die Erde noch weiter zerstören werden als wir es jemals zuvor gemacht haben, ist die Lebenslüge, mit der die nächsten Generationen werden leben müssen.
Es wird nur mit Verzicht gehen, bei Covid wie beim Klima. Alles andere ist gelogen. So hat halt jedes Zeitalter seine eigenen Lügen, sie entsprechen sich aber durchaus. Wobei man wirklich zwangsläufig an Krieg und Diktatur denken muss.
Was ja kürzlich auch stellvertretend für viele andere zwei Menschen in der Öffentlichkeit getan haben.
Zunächst äußerte da eine Querdenkerin auf einer Demonstration, sie fühle sich derzeit im Widerstand wie früher Sophie Scholl. Ich finde das zwar etwas dick aufgetragen, aber Gefühle sind prinzipiell immer erlaubt, denke ich.
Was daraus jedoch geworden ist, macht mich sprachlos. Denn das sei Antisemitismus, heißt es jetzt, weil es das Nazisystem banalisiere. Da muss man nun aber wirklich jetzt zwangsläufig an Krieg und Diktatur denken.
Und dann ist da noch der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der gesagt hat, es werde wohl das härteste Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben.
Wenn man jetzt mit gleichem Maß misst, ist das natürlich auch antisemitisch. Weil hier die Lappalie eines Teil-Lockdowns mit den Schrecklichkeiten in Beziehung gesetzt wird, die durch das Naziregime über unser Land gekommen sind.
Spätestens hier wird deutlich, welcher Unsinn heute überall geredet wird. Denn wenn das so weitergeht, wird man bald wohl selbst den Begriff Krieg nicht mehr aussprechen können, ohne als Antisemit zu gelten. Und noch ein paar Jahre später wird dann sicher sogar bereits der Buchstabe K zum Tabu, so dass sich alle Kevins, Kerstins und Katzen umbenennen lassen müssen.
Und da muss man dann wirklich endgültig an Crieg und Diktatur denken.
Vielleicht sollten wir daher zum Fest einmal einen Sprach-Lockdown machen? Alle öffentlichen Personen halten für eine Woche die Klappe. Und wir anderen schauen uns die Filme von den wirklichen Kriegsweihnachten an, um zu sehen, wie gut es uns doch geht.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SECHSTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2020, 621 Seiten, 22 Euro
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Bernd Niquet und seine Tagebücher: „Der wirkliche Donnerschlag kommt dann mit Verzögerung. Auch braucht mein Inneres einige Zeit, um ihn zu realisieren. Doch als die Dinge dann klar sind und in mir sacken, mache ich etwas, was ich vorher beim Tagebuchschreiben noch niemals gemacht habe. Ich unterstreiche die wichtigen Passagen nicht wie sonst mit meiner blauen Tinte, sondern mit schwarzem Filzstift. Einunddreißig Jahre schreibe ich mittlerweile Tagebuch, das zeigt die Dimension. Hinterher bin ich selbst erschrocken. Das Tagebuch sieht jetzt aus, als sei jemand gestorben. Und in meinem Inneren fühlt es sich auch tatsächlich so an.“
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt in einem ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die vorangegangenen fünf Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013, 2018 und 2019.
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