Von Bernd Niquet
Die Idee aus der vergangenen Woche mit der Bundesanleihe ist natürlich wieder einmal auf oder in die Hose gegangen. Aber es war ja auch nur ein schöner Traum – und wenn der in die Hose geht, ist das nur dann schön, wenn man noch sehr jung ist.
Momentan habe ich wirklich von dem ganzen Geldzeug genug und will mich daher einmal auf etwas anderes stürzen, was mehr Freude bringt – auf das Leben. Denn was ist das eigentlich? Irgendwie habe ich das mittlerweile fast vergessen.
In den vergangenen Tagen ist mir aufgefallen, dass die Musik wunderbar in der Lage dazu ist, Grundlegendes aus unserem Leben in sehr einfacher Weise zu erklären.
Manchmal braucht man wirklich nur ein einziges Lied, um das gesamte Leben in seinen Grundsätzen zu verstehen. Meistens sind das dann allerdings Lieder von komplett unbekannten Bands mit Namen, bei denen man am Anfang an einen Tippfehler denkt.
Schließlich ist das Leben ja wohl auch oft nichts als ein Tippfehler.
Nehmen wir die Scottish Polis Inspectors, deren Name keinen Tippfehler beinhaltet, denn so etwas gab es wirklich einmal, eine Polis, eine Gesellschaft friedlicher Menschen. Leider ist das bereits eine Weile her.
Und wenn man wissen möchte, wo man herkommt und wohin man geht im Leben, braucht man nur das Lied „Daddy Didn´t Mend My Tractor“ der Scottish Polis Inspectors, dann ist alles klar.
Schon allein aus dem Titel weiß man nämlich von den Demütigungen und wo die Krux lag – und so schafft man es dann auch, sich davon zu befreien. „Father?“ „Yes son.“ „I want to kill you.“
Man könnte natürlich auch Freud im Original lesen, doch das ist viel zu zeitraubend. Außerdem, ob es Freud schon als Handy-App gibt?
Interessant an dem griechischen Wort Polis ist, dass der Plural Poleis heißt. Das ist ebenfalls kein Tippfehler und auch kein Scherz. Ich denke, hier haben die alten Griechen uns bereits einen Wink gegeben, dass dann, wenn die Polis kaputt geht, auch das Poleis schmilzt.
Doch weiter zu The Spanish Amanda. Natürlich auch hier kein Tippfehler und nichts mit einem Krieg. Oder vielleicht doch?
„How well I remember that day, the day I lost my heart to the spanish Amanda.“ Das könnte die zweite Seite von Freud bilden. „Mother, I want to ….“ Und dann: „C'mon baby, take a chance with us.“
Es geht natürlich auch weniger dramatisch. Mit dem Album „Long Ball Into Nowhere“ der wunderbaren Band Hey Paulette. Denn ist es nicht genau das, was gegenwärtig passiert? Treibeball ins Nichts hinein.
Auch bekannte Bands haben etwas zum Thema beizutragen. Pink Floyd wusste beispielsweise schon im Jahr 1969 auf dem Album „Ummagumma“: „Careful With That Axe, Christine.“ Und genau 50 Jahre später ist Christine dann am Ruder. Doch sie hält sich einfach nicht dran. Das hat Mario der Zauberer allerdings auch nicht getan.
Es bleibt denn auch wohl an Pink Floyd, die wirklich finalen Erkenntnisse des Menschen über sein Leben formuliert zu haben: „I've always been mad, I know I've been mad, like the most of us. Very hard to explain why you're mad, even if you're not mad.“
Und es gibt auch noch einen weiten Blick in die Zukunft. Wir sprechen ja immer davon, dass es eine dunkle Seite des Mondes gibt, also eine helle und eine dunkle Seite. Doch auch das stimmt nicht.
„There is no dark side of the moon really. Matter of fact it's all dark.“ So sieht es aus. Gute Nacht allerseits.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SECHSTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2020, 621 Seiten, 22 Euro
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de
oder bei Amazon
Bernd Niquet und seine Tagebücher: „Der wirkliche Donnerschlag kommt dann mit Verzögerung. Auch braucht mein Inneres einige Zeit, um ihn zu realisieren. Doch als die Dinge dann klar sind und in mir sacken, mache ich etwas, was ich vorher beim Tagebuchschreiben noch niemals gemacht habe. Ich unterstreiche die wichtigen Passagen nicht wie sonst mit meiner blauen Tinte, sondern mit schwarzem Filzstift. Einunddreißig Jahre schreibe ich mittlerweile Tagebuch, das zeigt die Dimension. Hinterher bin ich selbst erschrocken. Das Tagebuch sieht jetzt aus, als sei jemand gestorben. Und in meinem Inneren fühlt es sich auch tatsächlich so an.“
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt in einem ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die vorangegangenen fünf Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013, 2018 und 2019.
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.