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Stimulus mit begrenzter Wirkung

Donnerstag, 6. Mai 2021 um 15:24

Von Thomas Grüner
Am 11. März 2021 war es soweit. Der amerikanische Präsident Joe Biden unterzeichnete das Stimulus-Programm mit dem Namen „American Rescue Plan“ und sorgte hiermit für vielfältige Spekulationen am Aktienmarkt. Dieses wurde erst durch den Einsatz der sogenannten „Budget Reconciliation“ möglich, welche die notwendige Stimmenanzahl im Senat bei bestimmten, den Haushalt betreffenden Entscheidungen von 60 Stimmen auf eine einfache Mehrheit reduziert. Doch dieses Prinzip darf nur einmal pro Fiskaljahr angewendet werden, was den legislativen Stillstand für die kommende Zeit tendenziell erhöhen sollte.

Auswirkungen sollten begrenzt bleiben

In der Folge ging Joe Biden noch einen Schritt weiter und plante ein Infrastrukturpaket in Höhe von 2,3 Billionen US-Dollar. Doch sprechen viele Argumente dafür, dass die Auswirkungen des Gesetzesvorhabens tendenziell überschätzt werden. Viele der angedachten Maßnahmen für Brücken, Schienen oder grüne Energie werden wahrscheinlich nie durchgeführt oder erst über viele Jahre umgesetzt. So ist das Programm auf acht Jahre angelegt, eine Zeit in welcher durch Zwischen- und Präsidentschaftswahlen noch mehrfach die Mehrheiten wechseln können. Es würde uns nicht überraschen, wenn Haushaltspläne und Infrastrukturprogramme anhand wechselnder politischer Mehrheiten in den kommenden Jahren noch vielen Änderungen unterliegen. Zusätzlich mangelt es häufig an umsetzbaren Projekten, sodass schon in der Vergangenheit nicht die Finanzierung, sondern die notwendigen Genehmigungen für konkrete Infrastrukturprojekte das maßgebliche Problem darstellten.

In Anbetracht dieser immensen Summen ergeben sich dennoch Fragen: Wird nun das Wachstum über Jahre hinweg explodieren? Droht eine nicht mehr zu kontrollierende Inflation? Und was passiert mit der amerikanischen Staatsverschuldung?

Starkes Wachstum oder Inflation voraus?

Aktien reagierten auf die angekündigten Maßnahmen. Insbesondere Unternehmen, die von einem starken Wirtschaftswachstum profitieren würden, stiegen an. Rohstoffpreise erhöhten sich. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass die kommende Zeit nicht dauerhaft von exorbitantem Wachstum geprägt sein wird. Schaut man sich alle 16 US-Konjunkturpakete seit 1970 an, so stieg das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt im folgenden Jahr lediglich um 0,3 Prozent. So sollte auch das bereits beschlossene Hilfsprogramm wirken, besteht es doch tendenziell vor allem aus überbrückenden Maßnahmen. Kredite für kleine Unternehmen, eine erweiterte Arbeitslosenversicherung und Direktzahlungen schaffen kein Wachstum, sondern ersetzen ausgefallene Zahlungen. Wachstums-Boom? Aus unserer Sicht überschätzt.

Auch eine ausufernde und dauerhafte Inflation halten wir für unwahrscheinlich. Zwar ist die Geldmenge global stark angestiegen, die Geldumlaufgeschwindigkeit ist jedoch historisch niedrig. Laut Umfragen der New York Federal Reserve flossen von den Direktzahlungen an US-Amerikaner im Durchschnitt lediglich 26,5 Prozent in den Konsum. Während 38,4 Prozent gespart wurden, dienten laut Umfrage 35,2 Prozent zur Bedienung von Schulden. Ein solches Verhalten erhöht zwar den Konsum, jedoch nicht so stark, dass die Preise exorbitant steigen.

Fazit: Die Stimmung an den Aktienmärkten ist im Optimismus angekommen. Dass große Stimulus-Programme jedoch weiterhin auch Sorgen bezüglich einer drohenden Inflation hervorrufen, verrät, dass die Mauer der Angst noch nicht vollständig überwunden ist. Eine gefährliche Euphorie sieht zumindest anders aus.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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