Von Bernd Niquet
An der Gendersprache kommen wir heute wohl nicht mehr vorbei. Es ist hier leider auch nicht anders als in allen anderen gleichmachenden Systemen und Diktaturen. Ich habe daher einmal in einen Kurzlehrgang hineingeschaut, gendergerecht zu schreiben. Schließlich will ich nicht demnächst eingekerkert werden.
Dabei habe ich diese Kernsätze gefunden: Haben Sie bei jedem Satz, den Sie schreiben, die Kategorie Geschlecht im Blick! Wählen Sie geschlechtsneutrale Formulierungen! Spricht Ihr Text alle Geschlechter an? Machen Sie Frauen in Ihrem Text sichtbar!
Und vielleicht das Wichtigste: Benutzen Sie für Personenbezeichnungen das Gendersternchen, den Gender-Gap oder auch den Doppelpunkt!
Da ich mich jedoch so schlecht für Diktaturen eigne, fällt mir natürlich sofort etwas ganz anderes auf als mir eigentlich auffallen soll.
Denn als ich einmal ein paar Worte gendergerecht schreibe, wie zum Beispiel Mitarbeiter*innen, Psycholog*innen oder auch Politiker*innen, denke ich, dass man das „innen“ doch eigentlich auch anders verstehen könnte, nämlich als Kontrast zum „außen“.
Wen es also Mitarbeiter für innen gibt, gibt es bestimmt auch welche für außen. Schwierig wird das dann allerdings bei Außendienstleiter*innen.
Dafür ist es bei Psycholog*innen dann sehr interessant, denn anscheinend sind das Psychologen, die sich um das Innere kümmern, also wohl Psychoanalytiker, wohingegen Psycholog*außen eher Verhaltenstherapien durchführen werden.
Und bei den Politikern ist es klar, Innen- und Außenpolitik.
Was ist nun jedoch mit der Börse? Börsianer*innen ist natürlich ein ziemlich gefährlicher Begriff, da Insiderhandel ja bei hohen Strafen verboten ist. Wer aber wird sich einem Börsianer*außen anvertrauen, der ja anscheinend keine Ahnung hat und somit nutzlos ist?
Und vor allem, was ist, wenn das nun tatsächlich eine Frau ist? Dann müsste man sie ja als Börsianer*innen*außen bezeichnen, was jedoch nicht viel Sinn macht, oder?
Hier wäre es wohl angesagt, sich der geschlechtsneutralen Mathematik zu bedienen und Zähler und Nenner gegeneinander zu kürzen, wobei wir plötzlich wieder bei dem gewohnten Börsianer angekommen wären.
Und der ist ja genau wie die Mörder*innen*außen, die Gewaltverbrechen außerhalb von geschlossenen Räumen begangen haben, ein böser Bube und passt daher durchaus gut zur Börse.
An der Börse geht es also ohne Gendersternchen am besten, zumal es ja Aktien*innen sowieso nicht gibt und diese daher auch nicht handelbar sind.
Was die Börse natürlich in ganz besonderem Maße anziehend macht. Ob die Börse vielleicht auch deswegen derzeit so gut performt?
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SECHSTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2020, 621 Seiten, 22 Euro
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Bernd Niquet und seine Tagebücher: „Der wirkliche Donnerschlag kommt dann mit Verzögerung. Auch braucht mein Inneres einige Zeit, um ihn zu realisieren. Doch als die Dinge dann klar sind und in mir sacken, mache ich etwas, was ich vorher beim Tagebuchschreiben noch niemals gemacht habe. Ich unterstreiche die wichtigen Passagen nicht wie sonst mit meiner blauen Tinte, sondern mit schwarzem Filzstift. Einunddreißig Jahre schreibe ich mittlerweile Tagebuch, das zeigt die Dimension. Hinterher bin ich selbst erschrocken. Das Tagebuch sieht jetzt aus, als sei jemand gestorben. Und in meinem Inneren fühlt es sich auch tatsächlich so an.“
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt in einem ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die vorangegangenen fünf Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013, 2018 und 2019.
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