Von Bernd Niquet
Ach, was wäre das schön, in einem Land zu leben, in dem die Bevölkerung freie Menschen wären, die sich so verhalten, wie es jeweils angebracht ist. Was wäre das für ein Leben, doch es ist leider nur ein Traum.
Und so finden wir uns also wieder einmal in der Paradoxie wieder, dass alle von Freiheit reden, letztlich jedoch nur durch Zwang und Verbote gelenkt werden.
Aber ich verstehe das natürlich, wenn man sich für so viel Geld einen so schicken großen Wagen kauft, dann muss der auch gefahren werden. Ins Restaurant muss es natürlich auch gehen, schließlich sind das doch alle Spießer, die wie früher die Großeltern zu Hause kochen. Und ein Leben ohne Shopping ist doch kein Leben.
Im Grunde genommen ist die heutige Realität von den Monty Python Filmen gar nicht mehr zu unterscheiden. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Fish Slapping Dance als Protest gegen Corona, gegen das Virus, gegen die Politik und überhaupt.
(1) Gerade wird drinnen im Warmen eine große Diskussion über die Impfpflicht geführt, währenddessen diejenigen, die sich impfen lassen wollen, stundenlang in der Kälte warten müssen müssen, um vielleicht noch Glück zu haben, eine Impfung zu bekommen.
(2) Ebenfalls heftig gestritten wird, welchen Impfstoff wer zur Auffrischung der Impfungen bekommen soll, was insofern natürlich eine sehr wichtige Auseinandersetzung ist, vor allem angesichts der Tatsache, dass es sicher nicht nur bei uns in Berlin weder für Moderna noch für Biontech überhaupt freie Termine in den beiden verbliebenen Impfzentren gibt.
(3) In der Hausarztpraxis: Warum kann ich mich hier denn nicht mit Biontech impfen lassen? Keine Ahnung, bei uns können sie sich nur mit Moderna nicht impfen lassen.
(4) Aber die ganze Impferei kommt natürlich viel zu spät. Da hätte man vorher allerdings wirklich nicht dran denken können, das ist klar, schließlich musste man ja zumindest in Berlin alle Kapazitäten auf die Bundestagswahl konzentrieren. Deswegen war das mit der Wahl in Berlin ja auch so erfolgreich. Und genau deswegen ist das alles auch so gut gelaufen, dass es beinahe noch einmal wiederholt worden wäre.
(5) Das Einzige, was jetzt wirklich helfen würde, wäre, wenn die Menschen eine gewisse Zeit einfach zu Hause bleiben würden, zwei Wochen oder so. Aber ein freier Mensch wird das natürlich nur per Zwangsdekret machen.
(6) Derweil haben in Österreich Menschen Entwurmungsmittel geschluckt, um nur nicht geimpft zu werden. Manche haben sogar Dosen von verordnungspflichtigen Medikamenten für Pferde eingenommen und mussten ins Krankenhaus. Aber wohl nicht in die Intensivstation.
(7) John F. Kennedy sagt im Fernsehen: „Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country“ und die Menschen liegen wiehernd vor Lachen auf dem Fußboden.
(8) Nach der Kennedy-Rede meint einer: „Na ja, in manchen Situationen stimmt das schon.“ Er wird erschossen. Doch die Polizei kommt nicht, weil sie gerade die 2G-Regel überwachen muss, um die sich das Ordnungsamt nicht kümmern kann, weil es weiterhin Falschparker aufschreiben muss, um die Einnahmeseite des Staates zu stärken.
(9) Der Bundesgesundheitsminister dreht die Zeit zurück und sagt, das mit den Masken sei erwiesenermaßen Unsinn. Er wird auch erschossen. Dadurch hat jedoch die liebe Seele allerdings immer noch keine Ruhe, sondern es gibt Bombenattentate, die fortan alle Menschen zwingen, zu Hause zu bleiben.
(10) Trotzdem fällt das Weihnachtsfest nicht aus. Es ist jedoch angeraten, die Geschenke online zu bestellen. Der Weihnachtsmann ist komplett begeistert von der besten Pop-Platte des Jahres, Holland Park der Londoner Band Spearmint und bestellt rege.
(11) In dem Film (500) Days of Summer sagt schließlich der Protagonist: „It pains me we live in a world where nobody's heard of Spearmint.” Womit der Kreis sich endgültig schließt, wie man die Welt wenigstens ein Stück weit erträglich machen kann.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
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