Von Bernd Niquet
Zu viel des Guten bewirkt meistens etwas Schlechtes. Manche Leute verhalten sich in manchen Situation so gesetzestreu, dass sie genau das Gegenteil dessen erreichen, was sie eigentlich intendiert haben.
Unser Gesundheitsminister ist ein Beispiel dafür. Komisch, dass gerade er, aber es ist wirklich so. Jens Spahn hat sich Ende der vergangenen Woche wie der Papst an die Bibel gehalten und damit seinem Land und dessen Einwohnern großen Schaden zugefügt.
Es geht um das neue Virus aus Südafrika, Omikron, dass da jedoch noch gar nicht Omikron hieß. Wir wussten aber, wie gefährlich die Situation war. Doch was haben wir gemacht, als wir das schon wussten und die Flugzeuge aus Südafrika kamen?
Wir haben gebeten und gebettelt. Der Rechtsstaat hat die Menschen anbetteln müssen. Jens Spahn hat gesagt: „Wir können Reisende, die aus Südafrika nach Deutschland gekommen sind, nur bitten, sich freiwillig zu isolieren und Kontakte zu reduzieren.“
Bitten! Freiwillig! Es ging um die nächste Zukunft unseres Landes, ob dieses Virus hier ist oder nicht. Doch was machen wir? Bitten und an die Freiwilligkeit appellieren. Was für ein Erfolgsmodell.
Und warum das? Warum so und nicht richtig? Jens Spahn sagte, weil eine generelle Quarantänepflicht erst ab Mitternacht von Samstag auf Sonntag greift.
Ich frage jetzt einmal: Haben diese Leute, die für diese Dinge zuständig sind, noch nie einen Krimi gesehen? Wissen sie nicht, dass man manchmal jemanden fürs Grobe braucht, weil man sonst nicht erfolgreich sein kann?
Hat Jens Spahn keinen Mann fürs Grobe? Warum hat man die Rückkehrer aus Südafrika nicht trotzdem einfach festgesetzt. Der Mann fürs Grobe hätte das doch einfach anordnen können. Und wer sich dagegen auflehnt, der soll doch klagen. Das ist schnurz, Hauptsache er wird getestet. Und zwar per Zwang und nicht bitte freiwillig.
Genauso wie bei der Delta-Variante haben wir wieder zugeschaut, wie das Virus einreist. Welcome in Germany! Wir sind komplette Idioten.
Ich denke, was der Rechtsstaat nicht lösen kann, müssen wir eben anders lösen. Wir hätten uns hier ja nicht an Menschen, die einreisen, vergangen, sondern vielmehr umgekehrt haben die sich an uns Bürgern vergangenen, unwissend natürlich.
Doch wegen einer verschissenen Anordnung, die erst später als sofort wirkt, können wir doch nicht in eine Pandemie hineinlaufen. Anscheinend aber doch. Sind Sie vom Wahnsinn berotzt, Herr Spahn und Konsorten?
Im Prinzip ist es hier genauso wie beim Stalking und anderen unschönen Dingen. Da darf der Rechtsstaat auch immer erst handeln, wenn das, was befürchtet wurde, bereits geschehen ist.
„Wir dürfen Sie erst festnehmen, wenn Sie geschossen haben. Also schießen Sie endlich.“
Ich möchte ja nun wirklich keine Willkürherrschaft, doch ob es so funktioniert, wie es jetzt nicht funktioniert, da habe ich meine Zweifel.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
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