Von Bernd Niquet
Wo ich gerade schon beim Reimen bin: Ich weiß nicht, ob Sie noch Geschichtszahlen in der Schule auswendig lernen mussten, wahrscheinlich nicht, denn heute steht ja alles im Internet. Alles, was früher in Köpfen war, befindet sich heute in Netzen. Wie die Fische.
Wir haben uns jedenfalls damals mit Eselsbrücken geholfen: drei, drei, drei bei Issos Keilerei. So richtig weitergeholfen hat das natürlich nicht, diese Brücken sind heute auch alle weg. Geblieben sind nur die Esel.
Würde man heute reimen, fiele mir auf zwei, zwei auch eine Menge ein. Des Westens Einerlei. Vielleicht auch Putins Geiferei. Oder noch besser seine Greiferei.
Egal, was der mächtigste Mann der Welt am 9. Mai, dem großen russischen Festtag des Sieges über Nazideutschland beschließen wird, ich bin mir sicher, dass die Strategie des Westens dagegen nicht aufgeht.
Der mächtigste Mann der Welt? Ja, weil ALLE vor ihm Angst haben. ALLE.
Und es kommen jetzt Dinge ans Licht, die auf mich genauso schockierend wirken wie das damals bei der Vergasung von Juden durch die Nazis der Fall gewesen sein muss. Denn wir wissen heute ja, dass Moskau zielstrebig das ukrainische Volk ausrotten möchte.
Es geht Putin nicht nur um die Landnahme, er möchte die ukrainische Ethnie so weit es geht vernichten. Und dazu hatten die Soldaten Listen dabei, wer alles umgebracht werden soll. Die Führungspersonen und die Intelligenzia vernichten und den Rest russifizieren, das ist Putins Strategie.
Was sollen unsere Waffenlieferungen dagegen ausrichten? Vor allem, wenn Putin am 9. Mai die Mobilmachung erklärt und plötzlich die dreifache oder vierfache Zahl an Soldaten antreten? Das sind doch alles nur Alibis unsererseits.
Und die Sanktionen? Bisher haben wir uns damit nur ins eigene Bein geschossen. Auch die Ankündigung eines Öl-Embargos ab Ende des Jahres bringt Putin JETZT durch die gestiegenen Ölpreise erst einmal mehr Geld in die Kasse.
Wenn der Boykott dann kommt, gibt es die Ukraine wahrscheinlich gar nicht mehr. Besser wäre es wohl, SOFORT Zölle auf Öl zu erheben.
Aber bei der westlichen Strategie passt wirklich alles zusammen. Alles.
Ich denke, wenn das die Antworten der freien und demokratischen Gesellschaften auf brutale Aggressoren sind, dann haben freie und demokratische Gesellschaften keine Zukunft mehr.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
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