Von Bernd Niquet
Man kann nicht nur aus der Geschichte für die Gegenwart lernen, sondern auch aus der Gegenwart vieles über die Vergangenheit lernen.
Haben wir uns nicht alle immer gefragt, wie das mit Hitler passieren konnte? Wie war es möglich, dass im März 1933 in Deutschland in einer freien und geheimen Wahl 43,9 Prozent die NSDAP gewählt haben?
Heute wissen wir, wie das passiert ist, denn selbst unser Bundespräsident Steinmeier hätte Hitler gewählt.
Aber Hitler war doch ein Verbrecher. Ja, Putin ist aber auch ein Verbrecher, und er wurde trotzdem nahezu von unser gesamten bundesrepublikanischen Führungselite gewählt. Sie hätten das nicht tun müssen, sie hatten die freie Wahl. Sie haben es aber trotzdem gemacht.
Und Hitler wollte doch die Juden umbringen. Halt, das konnte man 1933 nicht wissen. Natürlich war Hitler Antisemit, doch der Grad seines Antisemitismus lag damals nicht über dem Durchschnitt.
Bei Putin konnte man hingegen sogar mit eigenen Augen beobachten, wie er sowohl in Tschetschenien als auch in Syrien einen Völkermord begangen und die dort ansässige Bevölkerung systematisch umgebracht hat.
Und trotzdem hat unsere Führungselite um Steinmeier, Schröder und Merkel, diese entscheidenden Personen der vergangenen Jahrzehnte zuzüglich ihrer ganzen Follower in den eigenen Parteien den Völkermörder gewählt.
Sie haben ihn nicht nur gewählt, sondern ihn finanziert und uns ihm ausgeliefert.
Damit ist klar, wie das damals mit Hitler passieren konnte. Es war kein einmaliger Unfall, keine einmalige Dummheit, nein, so etwas wiederholt sich. In Deutschland.
Und wieder einmal haben die entscheidenden Menschen von nichts gewusst. Sie waren genauso ahnungslos wie diejenigen damals bei Hitler.
Passend dazu ist auch die Gleichgültigkeit in weiten Teilen der Bevölkerung, was gegenwärtig mit den Menschen in der Ukraine passiert. Genauso wie damals in Hinsicht auf die Juden. Nur dass damals eine brutale Diktatur jeden Oppositionsgedanken im Folterkeller ausgetrieben hat, die heutigen Egozentriker jedoch mit ihrem inneren Wahnsinn sogar hausieren gehen können.
Was die Fehleinschätzung von Putin im Prinzip sogar noch schlimmer als diejenige von Hitler macht.
Menschen wie Alice Schwarzer, Alexander Kluge, Martin Walser finden nämlich in ihrem offenen Brief an Kanzler Scholz, dass die Verteidigung der Ukraine gegen den Völkermord seitens der Russen in anderen Geboten der politischen Ethik ihre Grenze finden.
So einen Satz habe ich seit Joseph Goebbels nicht mehr gehört. Die Opfer sollen sich also nicht wehren dürfen. Sie könnten ja durch ihren Kampf einen Gegenschlag auslösen.
Es wird also dafür plädiert, den Opfern nicht zu helfen, jedenfalls nicht so, dass deren Wehren wirklich eine Erfolgschance besäße.
Die Ukrainer scheinen einfach zu stören. So wie damals die Juden gestört haben. Geschichte wiederholt sich also doch.
Doch wie lange dauert es dieses Mal, bis die Lektion sackt? Denn noch bekleiden ja lauter alte Putinisten bei uns leitende öffentliche Funktionen. Genau wie damals die alten Nazis bei Adenauer.
Damals hat es Jahrzehnte gedauert.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
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