Von Bernd Niquet
Wenn wir die heutigen Energiepreissteigerungen mit denen der Ölkrisen in den 1970er Jahren vergleichen, dann sieht das ziemlich ähnlich aus.
Es gibt jedoch einen signifikanten Unterschied. Damals haben die Notenbanken die Zinsen extrem angehoben, die Deutsche Bundesbank den Diskontsatz auf mehr als 7 Prozent und die USA sogar doppelt so hoch.
Damals waren die Staatsfinanzen und die Bilanzen der Notenbanken auch noch solvent, da konnte man das machen. Heute würde das nicht mehr gehen.
Doch daran ist natürlich niemand schuld. Es sind die Umstände, die unsere Politik zu so etwas führt. Rücktritte wird es deswegen auch nicht geben, warum auch?
An dieser Stelle überlege ich mir dann auch, was wohl passieren wird, wenn wirklich irgendwann unser Finanzwesen einknickt? Wenn es Schuldenzusammenbrüche schwächerer Staaten gibt und damit auch die Bilanz der EZB notleidend wird?
Eine Illustration dessen, was dann passiert, erleben wir ja bereits gerade jetzt. Wenn wir uns unser Verhältnis zu Russland ansehen und dass wir plötzlich beinahe erwürgt werden von steigenden Gaspreisen und rückläufigen Mengen.
Denn daran ist natürlich niemand schuld. Es sind die Umstände, die unsere Politik zu so etwas führt. Rücktritte wird es deswegen auch nicht geben, warum auch?
Schauen wir uns doch die ganzen Leute an. Frau Schwesig aus Mecklenburg-Vorpommern hat zumindest bei ihrer Stiftung gesagt, das sei wohl ein Fehler gewesen. Doch ein Rücktritt? Nö, warum auch?
Und der erste Mann unseres Staates, der Herr Bundespräsident, einer der wichtigsten Architekten dessen, was jetzt gerade zusammenbricht? Der ist auch noch da. Hat er wenigstens einen Fehler eingestanden? Ich kann mich nicht mehr recht erinnern, ich glaube jein.
Und Hi-Hi- … Hilfe, ich meine natürlich unsere Ex-Kanzlerin, sie hat natürlich wie immer alles richtig gemacht.
Irgendwie ist es wie damals bei Hi-Hi-Hitler, da haben ja auch nur Himmler, Goebbels und ein paar andere schlimme Verbrechen begangen, der Rest hat nur seinen Dienst gemacht und seine Pflichten erfüllt.
Doch Schluss mit der Vergangenheit und wieder zurück in die Zukunft. Was also wird passieren, wenn dann in zehn oder zwanzig Jahren (oder vorher oder nachher) das Geld und die Staatsanleihen wertlos werden?
Ich glaube, ich weiß es. Dann wird man sagen: Daran ist natürlich niemand schuld. Es sind die Umstände, die unsere Politik zu so etwas führt. Rücktritte wird es deswegen auch nicht geben, warum auch?
Und dann geht es wieder weiter. Nur ärmer. Aber wir werden wieder gute Geschäfte machen. Mit einem neuen Geld und einem neuen Hi-Hi- … Putin, meine ich natürlich.
Und daran ist natürlich niemand schuld. Es sind die Umstände, die uns alle zu so etwas führen.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
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