Von Bernd Niquet
Ich glaube, der größte Irrtum der deutschen Geschichtsschreibung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte liegt in der Annahme, dass unserer Demokratie Gefahr von rechts drohe. Und während alle daher wie gebannt in diese Richtung schauen, packt der neue Totalitarismus von links bereits voll zu.
Die Sache ist allerdings kompliziert und verwirrend.
Wenn ich heute die Nachrichten und Politische Berichte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, aber auch auf n-tv und Welt-TV sehe, denke ich oft an die alten Wochenschauen aus den Kriegsjahren.
Denn die Guten erzielen eigentlich durchweg nur Erfolge. Nicht einmal Kopfschmerztabletten wirken so gut wie unsere Sanktionen.
Und wenn die Ukraine vorher verlorenes Terrain zurückerobert, ist das eine sehr gute Nachricht. Muss sie jedoch eine Stadt aufgeben und zurückweichen, ist das ebenfalls eine gute Nachricht, weil das nämlich klug war und man jetzt besser aufgestellt ist.
Und wenn das alles nicht nützt, dann zaubert man eben eine Million Soldaten aus dem Hut und es kommen die Wunderwaffen aus den USA.
In der Ukraine wird heute auch unsere Freiheit verteidigt, heißt es dann stets. Das mag sein, doch was nutzt das eigentlich, wenn wir sie zur selben Zeit zu Hause verlieren?
Mir schwirrt schon seit einiger Zeit ein Gedanke durch den Kopf, der so gut passt, dass ich mich kaum traue, ihn auszusprechen. Denn der Krieg in der Ukraine passt für die Grünen und alle anderen Untergangssekten, die uns vor dem Weltuntergang retten wollen, einfach unglaublich gut.
Denn jetzt kann plötzlich verboten werden, was vorher niemals so leicht verboten werden konnte, nämlich zu viel Wohnraum zu besitzen, zu viel zu heizen, mit den falschen klimafeindlichen Rohstoffen zu heizen und ganz generell: einfach ein Mensch zu sein.
Der große Kampf ist wieder angebrochen und was noch vor ein paar Jahrzehnten der Kampf gegen den Imperialismus war, ist heute wieder der Kampf gegen den Imperialismus, nur eben auf einer anderen Ebene.
Wie wohl die DDR mit so einer Rohstoffkrise umgegangen wäre? Ich fürchte, nicht anders als die Grünen das heute tun.
Der Kampf für ein klimaneutrales Land steht dem damaligen Kampf für den Sozialismus nicht nach. Doch beides ist von der Wurzel her die gleiche Gehirnkrankheit, sie äußert sich nur anderes.
Beim Sozialismus handelte es sich allerdings nur um eine Selbstzerstörung seiner Protagonisten, während wir heute mit unserem Deutschtum mehr als die halbe Welt mit Hunger überziehen. Doch das ganze Land marschiert in Reih und Glied mit, jedenfalls genug von ihnen.
Noch wenigstens. Im Winter sieht es vielleicht anders aus, wenn wir nicht plus 30 Grad, sondern minus 30 Grad haben.
Wir wollen einerseits Russland zerstören und andererseits die Welt retten. Das sind zwei hehre Ziele, doch so, wie es jetzt aussieht, werden dabei zwei Drittel der Weltbevölkerung zermalmt. Denn unsere Sanktionen treffen ja nicht Russland, sondern sie.
Hätten wir einen Krieg führen wollen, dann hätten wir auch einen Krieg führen sollen, denke ich. Was wir jetzt machen ist nichts als gefährlicher Unsinn. Natürlich wieder einmal ein deutscher Sonderweg, der Führer lässt grüßen.
Und warum schreibt eigentlich niemand, dass der ukrainische Präsident Selenskyj auch ein Oligarch ist und ein Vermögen von schätzungsweise 30 Millionen US-Dollar besitzt. Das tut zwar nichts zur Sache, aber ehrlich wäre es schon, oder?
Doch die Ehrlichkeit ist ja sowieso schon tot. Bald müssen wir sie offiziell beerdigen. Und die Innenministerin trifft bereits alle Vorbereitungen dafür. Wir sollten daher auch fix ein Grab für sie ausheben, solange der Boden noch nicht gefroren ist.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de
oder bei Amazon
In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.