Von Bernd Niquet
Kennen Sie eigentlich Uwe Johnson? Nein, sicher nicht, für Sie steht Johnson für Johnson & Johnson und für Pharmazie. Auch gut. So ändern sich eben die Zeiten.
Als ich am vergangenen Wochenende die Überschrift auf der Onlineseite der Welt gesehen habe, war mir innerlich zum ersten Mal wirklich klar, dass wir jetzt mittendrin sind im Krieg.
Denn da stand: „Güterzüge mit Kohle haben Vorfahrt – Fahrgäste das Nachsehen“
Und was hat das nun mit Uwe Johnson und dem Pharmaziehersteller zu tun? Also zunächst einmal ist der Schriftsteller Johnson genauso unleserlich wie die meiste Chemie ungenießbar ist. Doch es gibt ja die geniale Verfilmung des langen Werkes von Johnson, „Jahrestage“.
„Jahrestage“ handelt die gesamte deutsche Geschichte ab. Und man sieht, wie der Reichsbahn-Dispatcher Josef Abs in der Anfangszeit der DDR verzweifelt den russischen Militärzügen Vorrang vor den Personenzügen gewähren muss, bis er plötzlich beim Überschreiten der Gleise von einem Zug überfahren wird.
Wer das einmal gesehen hat, wird es niemals mehr im Leben aus dem Kopf bekommen.
Heute geht es hingegen eher um Röhren, durch die kein Gas strömt, und um LNG-Terminals, die nicht existieren und an denen keine Schiffe anlegen, weil es auch sie nicht gibt und selbst Betteln nichts hilft.
Jetzt sind wir also wieder einmal so weit.
Auch die Verdunkelung wird es wieder geben, von der mir meine Eltern lebhaft aus dem Krieg berichtet haben. Sie wären in diesem Jahr beide hundert Jahre alt geworden. Was für ein schönes Jubiläumsgeschenk.
Und Folker Hellmeyer schreibt: „Der Beschuss des AKW in der Ukraine schafft Risiken, sofern radioaktive Strahlung austräte, dass laut britischer und US-Abgeordneter wegen der Folgen für Nato-Länder ein Nato-Fall nach Artikel 5 gegeben sein könnte. Dann stünde das Thema Weltkrieg auf der Agenda.“
Nicht zu vergessen auch der mutige Uwe Tellkamp. Haben Sie seine Rede bei der Vorstellung des neuen Buchs von Thilo Sarrazin gehört? Ist sicherlich Geschmackssache, doch der Mann hat mehr Mut als die ganzen Waschlappen im Politikbereich und setzt seinen guten Ruf für einen fairen Umgang mit den Menschen aufs Spiel.
Unser Kanzler hat das jedoch vergessen, auch das. Mal sehen, ob er den Winter überlebt.
„Tja, ja, so ist das“, sagt der alte Cresspahl in „Jahrestage“, als er nach fünf Jahren aus der sowjetischen Lagerhaft entlassen wird. Uwe & Uwe und Johnson & Johnson also, der eine zu verschwurbelt, der andere überdeutlich, das eine hochgiftig, das andere helfend. So ist das.
Nach der großen grünen Idee jetzt also das große schwarze Loch.
Und ich wäre gespannt, was George Orwell wohl sagen würde, dass gerade die Linken sich jetzt aufmachen, seine Prognosen weit zu übertreffen. Nicht nur ÖR-Propagandabildschirme in den Wohnungen, sondern bald auch Thermometer.
Und straffrei wird nicht derjenige ausgehen, der allen Vorgaben pflichtbewusst folgt, nein, die Neue Weit wird anders aussehen: Man wird es wirklich wollen müssen, das große Ziel der Weltveränderung. Ansonsten wird man schuldig.
Warten Sie es ab.
„Wenn man Unsinn verbrennen könnte, wäre unser Energieproblem gelöst“, schreibt Roland Tichy. Doch ich fürchte, das greift zu kurz. Selbst wenn diese Energiequelle nutzbar wäre. Es geht ja nicht um Energie, es geht wie damals bei Hitler um Ideologie.
Recht hat Tichy jedenfalls sicher mit dem hier: „Bei uns sind Kindsköpfe an der Macht. Kindsköpfe, ohne Erinnerung, Bildung, Wissen, Geschichtsbewusstsein. Zornige Jungs und albernde Mädchen. Und deshalb wird es kalt werden und arm und eng.“
Damit sind sie jedoch sogar Hitler unterlegen. Was einiges heißen sollte.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro
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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.
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