Von Thomas Grüner
Mit Erscheinen der US-Arbeitsmarktdaten in der vergangenen Woche waren die Sorgen vor zu positiven Entwicklungen groß. Die meisten Beobachter fürchteten nämlich keine schwachen Daten, die eine tiefe Rezessionsthese unterstützt hätten, sondern stabile Arbeitsmärkte, die weitere Munition für Zinserhöhungen der Zentralbanken liefern würden. „Gute Daten sind schlechte Daten“ stellt aus unserer Sicht ein hervorragendes Beispiel für die Stimmung in diesen Tagen dar: Der Pessimismus des Unglaubens in Aktion und ein Zeichen dafür, dass die Stimmung im Verhältnis zur Realität zu schlecht ist.
Fehlerhafte Logik
Die Argumentation ist hierbei tendenziell einfach: Anzeichen für ein starkes Wirtschaftswachstum sollen eine schärfere Straffung der Federal Reserve nach sich ziehen. Dabei wird davon ausgegangen, dass jeder Anstieg der Beschäftigungszahlen in Zeiten eines anhaltenden Arbeitskräftemangels und von Angebotsbeschränkungen inflationär wirkt. Um die Inflation zu bekämpfen, müsste dann die Fed das Wachstum bremsen und notfalls eine Rezession herbeiführen. Dabei spielt offensichtlich keine Rolle, dass der Zusammenhang zwischen Arbeitsplätzen und Inflation bestenfalls schwach ausgeprägt ist. Es spielt auch offensichtlich keine Rolle, dass Zinserhöhungen nicht automatisch negativ sind und dass die Märkte genau wissen, dass die Fed jegliche negativen Überraschungen zu bekämpfen versucht, ganz zu schweigen davon, dass die Fed nicht so mächtig ist, wie viele glauben.
Arbeitsmarktdaten helfen
Doch unabhängig davon lieferte der Arbeitsmarktbericht positive Zahlen. So wurden mit 315.000 Jobs mehr neue Stellen geschaffen, als erwartet. Gleichzeitig kamen jedoch 786.000 Menschen zum Arbeitsmarkt hinzu, was die Arbeitslosenquote leicht ansteigen ließ – ein Anstieg, der außerhalb der wirtschaftlichen Erholung nach einer Rezession im Allgemeinen nicht zu beobachten ist. Es stehen mehr Menschen als Arbeitskräfte zur Verfügung, aber die potentiellen Arbeitgeber stellen sie nicht sofort ein. Man sollte meinen, dass ein größeres Angebot an Arbeitskräften die Sorgen der Experten über einen angespannten Arbeitsmarkt etwas zerstreuen sollte, da es darauf hindeutet, dass der Arbeitsmarkt schwächer ist als befürchtet.
Reaktion spricht Bände
Doch die Meinungen der Experten drehten sich zügig darum, wie die Fed reagieren würde. Das meiste Gerede erfolgte um die Wahrscheinlichkeit einer weiteren „Jumbo“-Zinserhöhung am 21. September, die angeblich die Inflation eindämmen soll, „ungeachtet der potentiellen wirtschaftlichen Auswirkungen“. Andere wiederum bewerten die Daten negativ und argumentieren, der winzige Anstieg der Arbeitslosigkeit im August sei ein Beweis dafür, dass die Zinserhöhungen der Fed die Wirtschaft bereits in eine Rezession getrieben haben – mit düsteren Aussichten für die Aktienmärkte, wie Schlagzeilen warnen: „Die Sommerrallye ist vorbei.“
Fazit: Wir sind überzeugt, dass die extreme Angst vor der US-Notenbank auf den Pessimismus des Unglaubens zurückzuführen ist, ein Phänomen, das wir regelmäßig in der Nähe von Bärenmarkttiefs beobachten. Anstatt objektiv gute Nachrichten als gut zu betrachten, werden sie entweder abgetan oder es wird behauptet, sie seien flüchtig und würden sich mit Sicherheit in noch schlimmere Negativmeldungen verwandeln. Aber die Konzentration auf falsche Negativmeldungen zeigt, wie niedrig die Erwartungen derzeit sind. Eine derart gedrückte Stimmung bedeutet, dass positive Überraschungen zu erwarten sind.
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Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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