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Zentralbanken in Not?

Donnerstag, 10. November 2022 um 21:28

Von Thomas Grüner
Stehen die Zentralbanken vor Verlusten oder gar vor der Insolvenz? Diese Frage taucht in letzter Zeit immer häufiger auf und versetzt Anleger in unterschiedlich starke Alarmbereitschaft. Einige Berichte konzentrieren sich auf nicht realisierte Verluste in den Anleiheportfolios der Fed und anderer Zentralbanken, die mit steigenden Zinsen zusammenhängen. Andere befassen sich mit negativen Nettozinserträgen und warnen davor, dass große Probleme entstehen, wenn Zentralbanken rote Zahlen schreiben.

Anleihen sorgen für Probleme

In der Tat besitzen die EZB, die Fed, die Bank of England und andere Zentralbanken eine große Menge an Anleihen. Fakt ist auch, dass die Anleihekurse in diesem Jahr gesunken sind, da sie sich entgegengesetzt zu den Zinssätzen bewegen. Daher liegt der Marktwert der Bestände einiger dieser Zentralbanken wahrscheinlich weit unter dem Anschaffungspreis. Forscher schätzen, dass die Fed in diesem Jahr nicht realisierte Verluste in Höhe von etwa 1 Billion US-Dollar zu verzeichnen hat. Das sind gewaltige „rote Zahlen“ für Institutionen, die eigentlich das Finanzsystem stützen sollten.

Zentralbanken sind sehr speziell

Allerdings handelt es sich dabei größtenteils um imaginäre rote Zahlen. Zentralbanken sind nicht wie Geschäftsbanken, es gibt für sie keine aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen. Verluste würden sie erleiden, wenn sie Vermögenswerte unter dem Einkaufspreis verkaufen würden. Derzeit verkauft nur die Bank of England Anleihen, die Fed hingegen lässt fällig werdende Wertpapiere passiv aus ihrer Bilanz auslaufen – keine Verkäufe, keine realisierten Verluste, außer in dem Maße, in dem sie vor Jahren Anleihen mit einem Aufschlag auf den Nennwert gekauft hat.

Außerdem ist eine Zentralbank kein Unternehmen. Sie kann keinen Konkurs anmelden, ist nicht von einem Bank Run betroffen und muss sich nicht um die Entschädigung von Gläubigern und Investoren kümmern. Private Unternehmen haben keine Ansprüche an sie, daher besteht keine funktionale Notwendigkeit, solvent oder liquide zu sein. Das Eigenkapital setzt sich aus den Einlagen der Banken, die Mitglieder des Federal Reserve Systems sind, zusammen. Dieser Beitrag ist ein Prozentsatz des Eigenkapitals der Mitgliedsbanken, so dass das Kapital der Fed mit der Größe der Banken steigt.

Reale Probleme

Buchverluste sind imaginär – real ist dagegen, dass die Fed aktuell mehr Zinsen auf die hinterlegten Reserven zahlen muss, als sie für ihr Anleiheportfolio erhält. Seit September befindet sich die Fed in dieser Situation, ihr wöchentlicher Betriebsverlust erreichte in der Woche Anfang November den Rekordwert von 7,2 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet jedoch lediglich, dass die Fed aktuell keinen Nettoertrag an das US-Finanzministerium abführt, wozu sie gesetzlich verpflichtet ist. Stattdessen setzt sie einen Posten in ihrer Bilanz ein, der als „abgegrenzter Vermögenswert“ bezeichnet wird und als negative Verbindlichkeit erscheint. In der Praxis bedeutet dies, dass die Fed erst wieder Überweisungen an das US-Finanzministerium tätigt, sobald neue Erträge den vorherigen Verlust übersteigen.

Fazit: Anleger sollten die Handlungen der Zentralbanken kritisch überwachen, sie jedoch nicht mit normalen Geschäftsbanken gleichsetzen. So relativieren sich einige Schlagzeilen, die gerade im Hinblick auf die Fed überzogen wirken. Auch diese Ängste tragen zum pessimistischen Stimmungsbild bei, das sich in vielerlei Hinsicht aufhellen kann und den Aktienmärkten Rückenwind verschaffen sollte.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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