Von Bernd Niquet
Als sich der ehemalige russische Präsident Dimitri Medwedew am vergangenen Wochenende über unsere Außenministerin lustig machte, hat das bei mir eine gewisse innere Sympathie geweckt. Vielleicht hat das auch ein bisschen mit Punk zu tun.
Denn was wäre heute die allergrößte denkbare Provokation, die in Westeuropa möglich ist? Gegen den Klimaschutz zu sein? Nein, das ist schon zu abgelatscht. Und wer noch alle Tassen im Schrank hat ist ja sowieso gegen so einen Unsinn wie Windräder.
Oder die AfD zu wählen? Auch das wohl kaum, denn das machen doch schon viel zu viele. Vielleicht zu behaupten, man wäre ein Nazi? Schon besser. Allerdings sagen die anderen einem das ja sowieso, wenn man nicht mehr schweigt, sondern die Wahrheit sagt.
Eine Sache ist dagegen wirklich konkurrenzlos und die lautet: Für Russland zu sein. Im jetzigen Konflikt für Russland zu sein.
Ich bin zwar kein Punk, doch als Dimitri Medwedew über die Forderung unserer Außenministerin nach einer 360-Grad-Wende von Putin gelacht und gemeint hat, was hier doch für Knalltüten im Westen an der Macht seien, konnte ich auf jeden Fall nicht widersprechen.
Ich beschloss daher, mir einmal anzuschauen, was dieser Mann ansonsten noch so von sich gegeben hat außer seinen Atomwaffendrohungen. Denn er ist ja ein durchaus intelligenter Mann und, was man kaum mehr vermuten würde, tatsächlich ein Mensch.
Doch was ich im Internet finde, erschreckt mich mächtig. Alle Berichte über Medwedew sowie sämtliche Filmbeiträge stammen nämlich ausschließlich aus dem Westen. Ich suche Google und YouTube durch, doch es gibt wirklich nichts anderes.
So muss es in China sein, denke ich in diesem Moment.
Und was ist mit dem russischen Fernsehen? Ich würde ja gerne mal so eine Propagandashow von dort sehen. Doch njet, es gibt auch hier nix.
Ich erinnere mich allerdings, einmal etwas von „Russia Today“ gelesen zu haben, das auch in deutscher Sprache gesendet wird. Hierzu finde ich dann allerdings etwas, nämlich dass die Ausstrahlung dieses Senders bereits seit März vergangenen Jahres verboten ist, um „die Verbreitung von Lügen über Russlands Überfall auf die Ukraine zu verhindern.“
Hm, na ja. Ein Zeichen der Überzeugtheit von der Überlegenheit der Demokratie und der freien Meinungsäußerung das ja nicht gerade. Was wird wohl Goebbels früher als Begründung angeführt haben, das Hören der BBC zu verbieten? Ich vermute, das wird ganz ähnlich geklungen haben.
Ich bin jetzt wirklich mächtig geplättet. Unser Staat traut also seinen Bürgern hier kein eigenes Urteil zu. Das finde ich schon extrem bedenklich. Ich habe da auf jeden Fall ein ganz anderes Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit.
Und wie wollen wir eigentlich Demokratie und Meinungsfreiheit gegenüber Russland verteidigen, wenn wir sie bei uns selbst nicht zulassen?
Niemand kann sich gegenwärtig in Westeuropa ein eigenes Urteil über die Selbstdarstellung des heutigen Russlands machen. Das alles geht wie früher ausschließlich durch den Zerrspiegel einer hasserfüllten heimischen Propaganda.
Bei mir erreicht man mit so etwas jedoch genau das Gegenteil. Da kann ich gar nichts dagegen tun. Wenn jemand so stark regulierend auf mich einwirkt, dann wächst ganz automatisch in mir eine Sympathie für diejenigen, denen dieser Eingriff eigentlich gelten soll.
Und ich überlege mir, vielleicht sollte ich mein altes Kurzwellen-Radio mal wieder aufbauen? Denn damit habe ich schon als Schüler Radio Moskau gehört, allerdings nur, um dafür eine sogenannte QSL-Karte als Bestätigung zu erhalten, die ich damals gesammelt habe.
Man macht sich heute nämlich selbst beim Sehen russischer Fernsehsender über Satellit strafbar, lese ich. Vom Kurzwellen-Radioempfang steht da jedoch nichts.
Vielleicht ist das dann ja sowieso die Technik der Zukunft im Angesicht des überall um sich greifenden Totalitarismus? Denn das Internet ist scheiße, weil da die Netze kontrolliert werden können. Bei Radiowellen geht das jedoch nicht.
Oder haben die derzeit überall abgeschossenen Ballons und sonstigen Flugobjekte etwa damit zu tun?
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro
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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.
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