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Ich habe den Anschluß verloren

Donnerstag, 4. Mai 2023 um 08:18

Von Bernd Niquet

Zum Glück gibt es auch wichtige Themen heutzutage, zum Beispiel was mit unserer Wirtschaft und unserem Geldsystem werden soll, doch dafür gibt es keinen Platz in der Berichterstattung.

Viel wichtiger heute ist das Klima, wer wann das N-Wort gesagt hat, sowie die neuesten Zahlen aus den USA, wie viele russische Soldaten mittlerweile in der Ukraine getötet worden sind.

Und ich merke, dass ich langsam nicht mehr mitkomme. Das mit dem N-Wort habe ich nämlich nicht begriffen. Und ich konnte es auch gar nicht begreifen, denn als derjenige, der dieses Wort gesagt hat, es gesagt hat, wurde das Wort in den Fernsehnachrichten unverstehbar gemacht.

Mir fallen eigentlich nur zwei Worte hierzu ein, Nazi und Neger. Doch Nazi sagt heute ja bereits jeder zu jedem und Neger hätte überhaupt nicht in den Kontext gepasst. Trotzdem muss es das wohl sein.

In meiner Jugend wäre es ein rüdes Vergehen gewesen, einen Schwarzen Schwarzen zu nennen, heute hingegen muss man zu einem Farbigen Schwarzer sagen, auch wenn der fast weiß ist. Und wenn man von alten weißen Männer redet ist das auf jeden Fall rassistisch.

Auf jeden Fall finde ich es zu hundert Prozent richtig, einen Schwarzen nicht mehr Neger zu nennen, aber das Wort selbst ist doch ein historisches Wort, so etwas kann man doch nicht verbieten. Da komme ich echt nicht mehr mit. Was kommt denn jetzt als Nächstes?

Vielleicht dürfen deutsche Touristen bald in Italien nicht mehr Teutoburger Wald sagen, weil das die Gefühle der Römer verletzt? Die Reiseführer der Zukunft werden dann nicht mehr davon handeln, was man in dem besuchten Land alles machen kann, sondern was man alles nicht machen darf.

Gleichzeitig gibt es im Kino und auf Netflix die allergrößten Brutalitäten zu sehen, die an Menschen begangen werden können, hat man mir erzählt. Doch das Wort Neger darf man nicht sagen. Ich habe wirklich den Anschluss verloren. Und die Menschen anscheinend allesamt ihren Verstand.

Ist das jetzt unsere wertebasierte Welt? Dass jemand einen anderen umbringt, ist heute ja in einigen Milieus bereits zum Common sense geworden, doch nenne ihn niemals Neger, selbst wenn er weiß ist! Denn das darfst du nicht!

Den einfachen Werten stehen dann jedoch die komplizierten Werte gegenüber. Die Modelle, mit denen uns die Wissenschaft die Klimaveränderung erklärt, arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten und benötigen die Rechenkapazität von Hunderten von Computern. Das sind jetzt die neuen Wahrheiten. Auch da komme ich nicht mehr mit.

Doch ich wundere mich nicht, dass die Menschen sich dann doch lieber von verbotenen Wörtern und Klimaklebereien nerven lassen als mit etwas so Schwierigem.

Das Wichtige ist doch vor allem, die Menschen von dem wirklich Wichtigen fernzuhalten. Damit der Sozialismus auf deutschem Boden jetzt endlich zu seiner Verwirklichung geführt wird. Und das mitten im Krieg gegen Russland.

Das K-Wort ist daher auch wesentlich gefährlicher als das N-Wort. Denn das Wort Neger auszusprechen, hat keinen realen Effekt. Doch wenn jetzt selbst der Chef der größten Bank der USA davon redet, dass klimabewusste Unternehmen das Privateigentum der Bürger beschlagnahmen sollten, um Initiativen zu ergreifen, solange noch Zeit sei, Klimakatastrophen abzuwenden, gruselt mich das mehr als Putin.

Denn der Krieg in der Ukraine wird irgendwann aufhören, der gegen das Klima wird hingegen wohl bis zum Mann geführt. Und ich bin für die Welt verloren.

Wie wohltuend sind dagegen manche Frauen. Derzeit lese ich gerade die Bücher der französischen Nobelpreisträgerin für Literatur aus dem vergangenen Jahr. Darüber, wie sich Erinnerungen aufbauen. Das hilft zwar in Hinsicht auf die Zukunft nicht weiter, kann aber wenigstens keinen Schaden anrichten.

Denn der beste Ansatz, unsere Welt zu zerstören, ist doch das für unaufschiebbar gehaltene dringende Vorhaben, sie nicht zu zerstören.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro

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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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