Von Bernd Niquet
Der Musiker Roger Waters, ehemals bei Pink Floyd und derzeit auf Solo-Tour, stellt in seinen Konzerten viele unangenehme Fragen.
Zum Beispiel: Sind die anderen wirklich böse? Wer entscheidet, was gut und was böse ist? Und dann kommt auch noch eine generelle Antwort: Kontrolliere die Erzählungen!
So etwas ist in dem heutigen Zustand der Demokratie natürlich nicht mehr erwünscht.
Und mit dem langsamen Verschwinden der Demokratie sind plötzlich auch wieder die Denunzianten da. Alles ist vom Prinzip her genauso wie früher.
Denn da werden jetzt Anzeigen gestellt. Als ob die Polizei sich nicht um wichtigere Dinge kümmern müsste.
Wegen Volksverhetzung? Wo es doch so etwas wie ein Volk heute gar nicht mehr geben soll. Wie kann es dann verhetzt werden?
Das Volk ist heute ein Nichts und die Verhetzung eines Nichts ist folglich keine Verhetzung. Das sagt schon die Logik.
Aber auch die Inhalte tragen wohl kaum. Ich kann Sie aber trotzdem nur warnen!
Im Nachgang der Konzerte von Roger Waters in Berlin wird jetzt wegen Hinweisen aus der Bevölkerung gegen ihn ermittelt.
Hinweise aus der Bevölkerung! Ist dadurch nicht auch Anne Frank zu Tode gekommen?
Und dann regt man sich heute nicht über die Denunzianten auf, sondern darüber, dass Waters neben den Namen von Anne Frank denjenigen einer getöteten palästinensischen Journalistin stellt?
Die Hinweise aus der Bevölkerung wenden sich gegen den schwarzen Ledermantel mit roter Armbinde, den Waters bei den Konzerten getragen hat.
Der Vorwurf lautet: Die Kleider seien geeignet, die Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes zu verherrlichen. Zudem könne dadurch der öffentliche Frieden gestört werden.
Jetzt muss also ermittelt werden.
Weiß eigentlich noch jemand, was Kunst und Theater sind?
Aber ich warne Sie, wie gesagt: Schauen Sie sofort Ihre Garderobe durch und alles, was die Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes verherrlichen könnte, müssen Sie sofort wegschmeißen. Denn man kann ja nie wissen.
Und wenn Sie einen Schäferhund haben, müssen Sie ihn sofort exekutieren, schließlich besaß der Führer des nationalsozialistischen Regimes ja auch einen. Hitler soll sich sogar morgens die Zähne geputzt haben, jedenfalls manchmal, deswegen sofort weg mit der Zahnbürste! Denn damit verherrlichen Sie ein Gewaltregime.
Und haben Sie ein Mädchen mit schwarzbraunem Haar zur Tochter, Vorsicht! Deren gutes Leben könnte nämlich als Zeichen der Geringschätzung des Todes von Anne Frank interpretiert werden.
Man kann ja nie wissen. Am besten daher die Haare blond färben. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.
Denn könnte man genau vorhersagen, wie Diktaturen entstehen, würden sie das ja gar nicht tun.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro
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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.
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