Von Bernd Niquet
Was für eine dümmliche Überschrift, werden Sie jetzt denken. Und ich kann Ihnen nur zustimmen. Da ich diese Kolumne jedoch mit Frauen in unserer Regierung beginne, finde ich die Überschrift enorm passend.
Als ich am vergangenen Wochenende die Nachrichten in den Zeitungen durchgeblättert habe, dachte ich, plötzlich auf die Seite eines Satireblattes gekommen zu sein. Denn da hieß es doch tatsächlich, unsere Innenministerin hätte angekündigt, antisemitisch auftretende Anhänger der Hamas aus Deutschland ausweisen zu lassen.
Was für ein fieser Joke, dachte ich sofort. Denn das würde unsere Regierung doch niemals machen, das widerspräche schließlich allen ihrer sonst üblichen rot-grün-dogmatischen Regelungen. Und haben wir nicht sowieso witterungsbedingt einen Abschiebestopp vom Frühjahr bis nach dem Winter?
Doch dann sehe ich, das war gar kein Schabernack. Und denke, jetzt muss der Regierung das Wasser wirklich bis zum Hals stehen, dass sie mit solch offensichtlichem Blendwerk in der Bevölkerung Ruhe schaffen will.
Das ist ja das Gleiche, als würde man den Italiener verbieten, ihre Vulkane ausbrechen zu lassen. Denn es steht in diesem Land derzeit ja wohl nicht nur in der Flüchtlingspolitik Spitz auf Knopf, sondern auch in Hinsicht auf die neapolitanischen Vulkane, vor allem auf die Phlegräischen Felder.
Und was dann wird, wenn es hier tatsächlich zu Ausbrüchen kommt, das wissen weder Nancy Faeser noch Katrin Göring-Eckardt. Und selbst die oberschlaue Ursula von der EU Leyen weiß es nicht.
Denn ein ordentlicher Vulkanausbruch könnte natürlich uns Nicht-Italiener allesamt retten, weil dann eine Abkühlung der Atmosphäre uns vor dem sicheren Klimatod bewahren könnte. Es wäre allerdings auch möglich, dass mit Wasserdampf ein weiteres Treibhausgas in die Luft geschleudert wird, was unseren Garaus sogar noch weiter beschleunigen würde.
Und deswegen gehören eben sicherheitshalber Vulkane verboten.
Doch wegen der Regierungsfrauen wollte ich ja gar nicht so kompliziert schreiben. Und lieber auf X, ehemals Twitter, nach der aktuellen Situation in Neapel schauen.
Doch hätte ich das bloß nicht getan. In der einen Stunde, die ich dort herumgestolpert bin, bin ich nämlich nicht nur Hundertsten ins Tausendste gekommen, sondern auch abseits der Vulkane bestimmt auf eine Million Dinge gestoßen, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte.
Ich kann es gar nicht fassen, was es alles für Meinungen gibt und was Menschen alles für möglich halten. Andererseits aber auch, was sie alles für unmöglich halten.
Eigentlich bin ich ja ein großer Fan von freier Meinungsäußerung, doch wäre ich nicht bereits so alt und in meinen Grundfesten unerschütterlich, wäre ich hier voll ins Trudeln geraten.
Mit großen Besorgnis überlege ich mir daher, wie junge Menschen, die heute ja in der Schule nichts Vernünftiges mehr gelernt haben, es schaffen, in dieser Informationswelle nicht unterzugehen.
Im Grunde genommen gibt es da wohl nur eine Möglichkeit und die lautet: Man muss sich einen festen Punkt suchen und sich dort festhalten, egal was passiert.
Was dann jedoch zwangsweise bedeutet: Je größer die Meinungsvielfalt ist, die auf die Menschen als Gesamtheit einwirkt, umso größer wird zwangsläufig der Dogmatismus und Extremismus des Einzelnen.
Wenn jeder seine Meinung frei ausdrücken kann und es keine Instanz gibt, die diese Meinungen kanalisiert oder bündelt, führt das zu Intoleranz und Diktatur.
Früher, als ich groß geworden bin, gab es nur Zeitungen und das Fernsehen als Informationsquellen. Dort existierten damals noch zwei oder drei verschiedene Meinungen, die man gegeneinander abwägen musste. So konnte man sich jedoch gut orientieren.
Heute hingegen gibt es auf der einen Seite die Presse und das Fernsehen, wo eigentlich nur noch eine einzige zementierte Meinung ständig von Neuem wiederholt wird, und auf der anderen Seite den Dschungel aus Information und Desinformation.
Und das ist im Endeffekt wahrscheinlich gefährlicher als alle Vulkane auf der Welt.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro
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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.
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