Von Bernd Niquet
Zwei Packungen von den Tabletten wollte ich mir von meinem Arzt verschreiben lassen, doch auf dem Rezept steht dann nur eine drauf.
Nichts finde ich schlimmer, als wenn sich Ärzte als Erzieher aufschwingen. Oder geht es hier um irgendwelche finanziellen Dinge? Dabei zahle ich das bei meiner hohen Selbstbeteiligung doch ohnehin selbst.
Soll ich das jetzt mit Humor nehmen, dagegen angehen oder gar nichts tun? Es ist hier also genauso wie bei allen anderen Dingen in unserer immer verrückter werdenden Welt.
Im Grunde hat der Arzt ja Recht, sage ich mir schließlich, denn er hat mich davor bewahrt, eventuell alle 196 Tabletten auf einmal zu nehmen. Oder als Nebenverdienst einen verbotenen Medikamentenhandel aufzumachen.
Wie schön eigentlich, so eine sorgende Hand über mir zu spüren. Das ist fast das gleiche Gefühl wie bei Vater Staat. Denn auch dort kümmert man sich ja sehr um mich.
Vielleicht hat das mit dem Medikament daher auch damit zu tun, dass diese Praxis seit Kurzem ein MVZ, ein Medizinisches Versorgungszentrum ist. Und bei dem auf diesem Weg durch die Hintertür eingeführten Sozialismus eben immer nur ein Medikament pro Person vorgesehen ist.
Der Arzt hat dann wahrscheinlich gedacht: „Da könnte ja jeder kommen.“
Und damit hätte er natürlich genau ins Schwarze getroffen, schließlich kann ja bei uns auch jeder kommen. Eigentlich ist es daher gut, dass wenigstens der Arzt hier die Grenzen seines Terrains schützt.
Wäre ich hingegen eine arabische Großfamilie, dann hätte ich für meine Frau und für meine beiden Nebenfrauen ebenfalls Rezepte ausstellen lassen und würde dann im Endeffekt über vier Packungen Tabletten verfügen und nicht nur über die eine wie jetzt.
Und die würde dann auch noch der Staat als Finanzier der gesetzlichen Krankenkassen bezahlen und nicht ich selbst.
Irgendwas läuft da momentan nicht ganz optimal bei uns.
Vielleicht ist das mit dem Rezeptausstellen für Privatpatienten aber auch das neue Standbein vieler Ärzte, denn dafür können sie neben dem Porto auch noch 3,15 Euro liquidieren, während beispielsweise ein Urologe pro Quartal für sämtliche Besuche eines Kassenpatienten nur etwa 15 Euro berechnen darf.
Und wenn ich als Arzt entscheiden müsste, ob ich lieber fünf Rezepte ausstelle oder mit einem Patienten mehrmals im Vierteljahr eine Hafenrundfahrt mit Musike machen müsste, dann wüsste ich, was ich tun würde.
P.S.: Doch was für Peanuts sind die Kosten für Ärzte heute, wenn sie keine Geräte oder Maschinen einsetzen. Denn das wirkliche Geld wird erst dort verdient.
Mit meinem neuen Buch bin ich da mit 23,50 Euro natürlich nicht konkurrenzfähig. Denn das werden sich nicht mal die Briefmarkenkleber unter den Ärzten leisten können.
Robert Habeck würde jetzt sicher sagen: Wie schön, denn dann sparen wir doch das Porto.
Und falls doch, dann unten der Link.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. NEUNTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro
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Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt.
Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt.
Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein. Doch genau das traf ja zu. Wo war ich hier nur hineingeraten?
Dem stand allerdings auf der Habenseite entgegen, dass ich höchstwahrscheinlich der einzige Mensch in unserem Land bin, dessen Leben durch die Corona-Pandemie nicht negativ tangiert wurde.
Und wenn diese Leute hier mich dann auch noch gut finden würden, dann hätte ich wirklich etwas falsch gemacht in meinem Leben.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.
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