Von Bernd Niquet
Endlich einmal etwas anderes in diesen ansonsten so schlechten Zeiten. In Argentinien hat der libertäre Javier Milei die Präsidentschaftswahlen gewonnen und will jetzt eine große Reform starten.
Und endlich einmal kein Weg tiefer in den Sozialismus hinein wie bei uns. Für mich ist das eine derartige Erlösung, dass mir die Tränen laufen.
Ich war ja schon immer für Argentinien und erinnere mich, wie ich bereits bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1978 und 1986 mit Argentinien gehalten habe. Und später dann natürlich auch immer.
Außerdem waren da ja auch noch die argentinischen Hockey-Damen und die Geschichte mit Alma im Van Kampen. Alma Matters. Aber das ist jetzt zu privat.
Auf jeden Fall wäre es wunderbar, wenn das einst zu den zehn reichsten Ländern der Welt zählende Argentinien nach beinahe unendlichem Staatsdirigismus wieder zum Wohlstand zurückkehren würde.
Also schauen wir doch einfach einmal.
Es wird natürlich extrem schwer für Milei, denn mit seiner Parteienkoalition besitzt er im Parlament keine Mehrheit. Und zudem können ihm die Linken in nahezu jeder gesellschaftlichen Hinsicht Knüppel zwischen die Beine werfen.
Da ich die argentinische Verfassung nicht kenne, weiß ich nicht, inwieweit Milei seine Vorhaben tatsächlich wird realisieren können. Über zwei seiner Reformen habe ich mir jedoch ein paar Gedanken gemacht, über die Einführung des US-Dollars als Zahlungsmittel und das Verschlanken des Staatsapparates.
(1) Wie führt man eigentlich eine neue Währung ein? Vor allem, wenn es nicht die des eigenen Landes ist?
Anfangs hatte ich überhaupt keine Idee, dann jedoch habe ich mir überlegt, dass es im Grunde genommen doch gar nicht viel anderes laufen muss als in Deutschland bei der Währungsreform 1948.
Im Unterschied zu damals bei uns müsste Argentinien dazu jedoch Kredite aufnehmen, um das berühmte Startgeld für jeden Bürger bereitstellen zu können. Und ich denke, die USA werden da bestimmt mitspielen, denn ein Land mit freier Marktwirtschaft im ansonsten nahezu durchgängig sozialistischen Südamerika würden sie sicher fördern.
Und dann gibt es eben irgendwann den Tag X, an dem jeder Bürger eine bestimmte Menge an Dollar in die Hand gedrückt bekommt und die Preise ab sofort in Dollar ausgedrückt werden müssen. Und dann geht es los.
Das Warenangebot wird in diesem Moment riesig sein und die Preise werden daher erst einmal nicht steigen. Ich denke, so ein Gleichgewicht könnte durchaus eine Weile Bestand haben.
Und funktioniert das alles ohne Zentralbank? Ja, warum denn nicht?! Die Banken müssen dann natürlich auch in Dollar kapitalisiert werden und können dann ja selbst über Kreditgewährungen neue Dollar schaffen.
Schwierig daran ist nur, dass Argentinien so vollkommen an den US-Zinsen hängt. Doch das tun wir im Euroraums ja auch. Auf jeden Fall ist dort dann sofort Schluss mit der Hyperinflation.
Und danach schauen wir doch einfach einmal.
(2) Ein großes Problem ist dann allerdings, was mit den Menschen geschieht, die aus dem Staatsapparat freigesetzt werden. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung arbeiten ja dort. Wird die argentinische Wirtschaft diese Leute brauchen und einsetzen können? Da fehlt mir das Wissen.
Würde so etwas hingegen in Deutschland passieren und die neue Regierung, die bei uns im Jahr 2025 an die Macht kommen wird, entscheiden, einen signifikanten Teil der staatlich Beschäftigten freizusetzen, dann hätte die Wirtschaft endlich die Fachkräfte, nach denen sie ruft.
Das würde zwar eine Klagewelle geben, die bestimmt bis in das 22. Jahrhundert hineinreicht, doch das ist eine andere Geschichte. Man kann schließlich nichts Neues erreichen, ohne etwas Altes aufzugeben.
Also schauen wir doch einfach einmal.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. NEUNTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro
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Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt.
Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt.
Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein. Doch genau das traf ja zu. Wo war ich hier nur hineingeraten?
Dem stand allerdings auf der Habenseite entgegen, dass ich höchstwahrscheinlich der einzige Mensch in unserem Land bin, dessen Leben durch die Corona-Pandemie nicht negativ tangiert wurde.
Und wenn diese Leute hier mich dann auch noch gut finden würden, dann hätte ich wirklich etwas falsch gemacht in meinem Leben.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.
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