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Bullenmarkt in Gefahr?

Dienstag, 30. Dezember 2014 um 08:56

Von Thomas Grüner
Harte Zeiten für Russland: Der Rubel im freien Fall, die Aktienmärkte brechen ein, die Inflation ist auf dem Vormarsch. Für das Jahr 2015 wird eine kräftige Rezession vorhergesagt, sollte sich der Ölpreis nicht stabilisieren. Um dem Verfall der Währung entgegenzuwirken, erhöhte die Russische Zentralbank mehrfach die Leitzinsen.

Diese Stützungsmaßnahmen sind ein beliebtes Mittel der Zentralbank, um Investoren aus dem Ausland anzulocken, die auf der Suche nach hohen Verzinsungen sind. Die Flucht von Kapital soll eingedämmt werden. Zu Jahresbeginn lag der Leitzins noch bei 6,5 Prozent, im Dezember bereits bei 11,5 Prozent. Als die Zentralbank in ihrem Ausblick auf 2015 auf stagnierendes Wirtschaftswachstum hinwies und von einem möglichen BIP-Rückgang um 5 Prozent die Rede war, sollte sich der Ölpreis weiterhin um die 60 US-Dollar pro Barrel bewegen, ging der Verfall des Rubels ungebremst weiter. Der Leitzins wurde auf 17 Prozent angehoben, per Saldo hat der Rubel gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2014 letztendlich jedoch mehr als 50 Prozent eingebüßt. Die Lage ist prekär – sind Vergleiche mit dem Jahr 1998 angebracht?

1998 war anders

Der Ölpreisverfall verlief ähnlich (2014 sogar noch etwas dramatischer als 1998), doch die Währungsthematik ist gänzlich verschieden. In den 90er Jahren koppelten viele Länder der Emerging Markets ihre Währung an den US-Dollar. Dieser zeigte Ende der 90er Jahre große Stärke, insbesondere gegen den Japanischen Yen – und setzte damit die Emerging Markets unter Druck, für die Japan ein unersetzlicher Handelspartner darstellte. Im Rahmen der Asien-Krise knickte eine Nation nach der anderen ein – Russland inklusive. Im August 1998 entkoppelte Russland den Rubel wieder vom US-Dollar – der Rubel stürzte ins Bodenlose – eine weitaus dramatischere Kapitalflucht als 2014!

Heute ist der Rubel nicht mehr an den US-Dollar gekoppelt. Die Schuldensituation ist zudem weitaus weniger problematisch als 1998. Ende 1999 standen Schulden von 45 Milliarden Dollar lediglich 17,8 Milliarden Dollar in internationalen Reserven gegenüber. Ein Budget-Defizit von 8 Prozent des BIP kam verschärfend hinzu. Heute wird die Schuldenlast auf insgesamt 132 Milliarden Dollar geschätzt – zur Genüge abgedeckt von den 419 Milliarden Dollar, die in internationalen Reserven stecken. Aus der Krise von 1998 wurden Lehren gezogen!

Begrenzter Einfluss

Im Jahr 1998 korrigierten die globalen Aktienmärkte von Juli bis Oktober um rund 20 Prozent. Selbst diese kräftige Korrektur konnte den laufenden Bullenmarkt nicht stoppen. Die globalen Aktienmärkte beendeten das Jahr 1998 mit einem Plus von 24 Prozent und legten bis zum finalen Hoch am 24. März 2000 nochmals deutlich zu. Auch in der aktuellen Marktphase wird eine fortgeführte russische Schwäche für zusätzliche Volatilität sorgen – doch es braucht deutlich mehr, um den Bullenmarkt letztendlich aus der Bahn zu werfen.

Die „Ansteckungsgefahr“ ist heute begrenzter! Zahlreiche Schwellenländer stehen mittlerweile auf breiteren Füßen. China, Taiwan und Südkorea sind im Technologiemarkt etabliert. Andere Schwellenländer wie Indien oder die Türkei importieren Rohstoffe – und profitieren letztendlich sogar von einem niedrigen Ölpreis.

Fazit: Die Gefahr, dass eine fortgeführte russische Schwäche den globalen Bullenmarkt im Jahr 2015 stoppt, ist gering! Der Vergleich mit 1998 hinkt. Russland steuert nur knapp 3 Prozent zum weltweiten BIP bei. Die politische Lage und der kollabierende Ölpreis haben für erstaunliche Relationen gesorgt: Mittlerweile haben einzelne Unternehmen wie Apple eine höhere Marktkapitalisierung als der gesamte russische Aktienmarkt.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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