Von Thomas Grüner
Die Mehrheit der Anleger liegt in den seltensten Fällen richtig! Aus diesem Grund ist der Marktkonsens, der aus den von Privatanlegern und Banken abgegebenen Prognosen entsteht, auch im Jahr 2015 ein wichtiger Bestandteil der in Kürze erscheinenden Jahresprognose von Grüner Fisher Investments. Für den nachhaltigen Anlageerfolg ist es unabdingbar, sich abseits dieses Marktkonsenses zu positionieren.
Auch das Jahr 2014 fügte sich nahtlos in die Reihe der Bankprognosen ein, die teilweise erhebliche Abweichungen von der Realität aufwiesen. Zumindest bei der Vorhersage der Entwicklung der Aktienindizes konnten Banken – und auch Privatanleger – einen Teilerfolg erzielen: Die tatsächliche Entwicklung von Dax, EuroStoxx 50 und S&P 500 lag nicht allzu weit von den Prognosen entfernt, die tendenziell einen Zuwachs im einstelligen Prozentbereich erwarteten. Von Dax und EuroStoxx 50 wurde allerdings zu Beginn des Jahres sogar mehr erwartet als vom S&P 500, welcher sich letztendlich mit einem Plus von 11,42 Prozent deutlich von den europäischen Indizes distanzieren konnte (Dax +2,66 Prozent, EuroStoxx 50 +1,19 Prozent).
Dramatische Entwicklungen
Die relative Schwäche des Euro im Vergleich zum US-Dollar überraschte Privatanleger und Banken gleichermaßen: Im Jahresverlauf wertete der US-Dollar mehr als 12 Prozent auf – weit mehr, als der Marktkonsens vermutete. Der erhoffte moderate Zuwachs beim Goldpreis blieb aus, unter dem Strich steht ein leichtes Minus im Jahr 2014 – alles andere als dramatisch.
„Dramatisch“ trifft den Nagel allerdings auf den Kopf, wenn es um die Entwicklung des Ölpreises und die Renditen auf den Anleihemärkten geht. Der Ölpreis der Sorte Brent fiel 2014 um 48 Prozent, die Verzinsung der Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit um sagenhafte 72 Prozent – entgegen sämtlichen Prognosen, die erneut tendenziell auf einen Zinsanstieg setzten. Eine nachhaltige Entwicklung, die erheblichen Einfluss auf die Prognosen für 2015 hat: Wo geht die Reise für Aktien, Rohstoffe und Anleihen hin?
Ausblick
Die gesammelten Meinungen der Medien lassen bereits folgenden „Konsens“ erkennen: Die Euro-Schwäche wird sich fortsetzen, die US-Aktienmärkte werden gegenüber den europäischen Indizes ihre Vorteile weiterhin ausspielen können, der Goldpreis lässt immer noch wenig Raum für großartigen Optimismus.
Die gesammelten Bankenprognosen sowie unsere unter Privatanlegern durchgeführte Umfrage für das Jahr 2015 spiegeln diese Tendenzen – mit kleinen Überraschungen – ebenso wider. Kurios wird es allerdings bei den Prognosen für Öl (Privatanleger prognostizieren mehr als 20 Prozent Zuwachs, Banken mehr als 40 Prozent Zuwachs) und bei den Renditen der Bundesanleihen: Banken sehen die Rendite zum Jahresende 2015 bei 1,18 Prozent. Aktuell stehen 0,54 Prozent für Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit zu Buche. Ob die Banken sich bewusst sind, dass dies einem Zuwachs von rund 119 Prozent entsprechen würde, sei dahingestellt.
Fazit: Was sind diese Prognosen wert? Der Marktkonsens liefert wertvolle Erkenntnisse und schafft einen „Ausgangspunkt“ für weitere Untersuchungen – nicht mehr und nicht weniger. Zu wissen, wo die Reise mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht hingeht, ist nun mal nicht ausreichend für ein erfolgreiches Portfoliomanagement. Zusätzlich müssen sämtliche Risikofaktoren durchleuchtet sowie politische und wirtschaftliche Zusammenhänge rational analysiert werden. Der Marktkonsens hilft Ihnen nur dabei, zu wissen, was eher nicht geschehen wird. Ein Grund mehr für Grüner Fisher Investments, in der Jahresprognose 2015 Wert auf einen Marktausblick zu legen, der wie gewohnt in gesundem Maße „konträr“ zur allgemeinen Marktmeinung ist – und damit oft treffsicherer ist!
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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