Von Stefan Böhm
Die Börsen erlebten seit Freitag eine kräftige Erholung, der Dax legte von seinem Tief bei 8.700 Punkten mehr als 500 Punkte zu. Echte Gründe dafür gab es allerdings keine – außer dem stärker werdenden Gefühl vieler Anleger, der vorherige Kurseinbruch könnte übertrieben gewesen sein.
Die Veröffentlichung positiver Konjunkturdaten kann für dieses Umdenken – wenn es denn ein Umdenken ist – nicht verantwortlich gemacht werden. Auf der einen Seite zeigten zwar die US-Einzelhandelsumsätze einen überraschend starken Anstieg und auch die BIP-Daten für Europa waren im Großen und Ganzen solide und deuten weiterhin Wachstum an. Auf der anderen Seite enttäuschten die Zahlen aus China und Japan. Sowohl die Exporte als auch die Importe Chinas brachen im Januar weit stärker als erwartet ein und auch das BIP Japans schrumpfte im vierten Quartal deutlicher als angenommen.
Hoffen auf Notenbanken
Wie lässt sich der Kursanstieg erklären? Die schwachen Konjunkturdaten lösten einen altbekannten Reflex aus: Die Spekulation auf stimulierende Maßnahmen durch die Notenbanken. Genährt wurde diese Hoffnung durch ein starkes Signal aus Peking, denn der Wechselkurs des Yuan zum Dollar wurde kräftig nach oben gesetzt. Mit der stärksten Aufwertung seit zehn Jahren wurde die gesamte Abwertung der Währung seit Jahresbeginn egalisiert. Peking hat den Spekulanten den Kampf angesagt.
Die Aktion der chinesischen Notenbank hat vor allem bei den Emerging-Markets-Investoren für Erleichterung gesorgt, denn eine Abwertung des Yuan würde auch die anderen Währungen aus den Schwellenländern unter Druck setzen und die Kapitalflucht verstärken.
Aber wie substanziell ist die Kurserholung an den Märkten? Einerseits sind die Spekulationen darüber, dass der Kursrutsch an den Börsen übertrieben war, durchaus berechtigt. Die Bewertungen sind niedrig. In Japan beispielsweise werden die Aktien im Durchschnitt aktuell zu ihrem Buchwert gehandelt. Andererseits ist die Furcht vor einer Systemkrise nicht unbegründet – das wird wieder auf die Kurse drücken.
Fazit: Bemerkenswert ist, dass kaum ein Experte oder Analyst mit der Verweis auf die günstigen Aktienbewertungen nun die „Zeit des Kaufens“ ausruft. Stattdessen wird dazu geraten, Erholungsphasen zum Verkaufen zu nutzen. Aus unserer Sicht könnte der große Pessimismus ein Kontraindikator sein und dafür sprechen, dass sich die Erholung kurzfristig fortsetzt. Fundamental gesehen gibt es aber weiterhin zu viele belastende Faktoren. Charttechnisch kann die Stabilisierung der vergangenen Tage der Beginn einer Bodenbildung sein. Noch befindet sich der Dax in seinem steilen kurzfristigen Abwärtstrendkanal. Erst bei einem Anstieg über 9.400 Punkte wäre dieser gebrochen.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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