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Warum mehr auch weniger sein kann

Dienstag, 8. März 2016 um 10:09

Von Stephan Feuerstein
In der vergangenen Woche hatte ich an dieser Stelle einen Hintergrund des möglichen Verbots der 500 Euro-Note angesprochen. Mit der Sitzung der Europäischen Zentralbank am kommenden Donnerstag steht ein solches Verbot zwar noch nicht unmittelbar bevor, der Weg dürfte aber ein weiteres Stück in diese Richtung gehen. 

Strafzinsen

Theoretisch möchte die Europäische Zentralbank, die den Leitzins bereits auf Null gesenkt hat, mit der Einführung eines negativen (Straf-)Zinses dafür sorgen, dass es für Banken unattraktiver wird, das Geld bei der EZB zu parken und sie damit etwas mehr Druck haben, dieses Geld an die Kunden zu verleihen. Erwartet wird, dass dieser Strafzins von aktuell 0,3 Prozent weiter erhöht wird. Dies würde offiziell zwar nur Firmenkunden und institutionelle Akteure betreffen, allerdings bekommt auch der Privatkunde diese Vorgehensweise indirekt zu spüren. Deutsche Bank-Chef John Cryan warnte jüngst davor, dass bei weiter steigendem Strafzins die Banken die Zinsen für Kredite anheben müssten, um die Kosten wieder zu kompensieren. Das Ergebnis könnte also komplett gegenteilig zur Erwartung der EZB ausfallen.

Bargeldverbot

Interessant ist, dass einige Sparkassen offenbar überprüfen lassen, ob es sinnvoll ist, Geld anstelle bei der EZB im heimischen Tresor zu lagern. Dies bringt natürlich mehr Kosten für Sicherheit und Versicherung mit sich, allerdings ist es ein simples Rechenbeispiel: Wie hoch muss der Strafzins sein, bis sich ein solcher Schritt rechnet. Und genau dies möchte die EZB natürlich unterbinden, indem (zunächst nur) die 500 Euro-Banknote verboten wird. Sollte man hingegen auf kleinere Banknoten umsteigen, müssten Banken natürlich deutlich mehr Platz veranschlagen. Wie bereits erwähnt, ein Verbot von Banknoten mit der Begründung der Terrorbekämpfung oder der Unterbindung von Schwarzarbeit ist scheinheilig.

Es scheint, dass die einst „scharfe Waffe“ in Form der Zinsschraube mittlerweile abgestumpft ist. Sollte nun die Konjunktur richtig zu lahmen beginnen, würde das Allheilmittel der vergangenen Jahrzehnte daher nicht mehr den Effekt aus früheren Zeiten mit sich bringen. Vor allem, da der Markt bereits mit Geld geflutet wird, ohne dass die Maßnahmen zum erwarteten Erfolg führen. Man darf also gespannt sein, wohin uns die aktuelle Zinspolitik noch führen wird.

Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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