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Wo sind die Schwankungen geblieben?

Mittwoch, 5. Juli 2017 um 16:40

Von Thomas Grüner
Positive Ergebnisse auf breiter Front, kaum nennenswerte Korrekturen, extrem geringe Volatilität – im bisherigen Verlauf hat sich das Börsenjahr 2017 von seiner ruhigen Seite gezeigt. Eine äußerst untypische Entwicklung für die reifere Phase eines Bullenmarkts, welche in der Regel von einer erhöhten Dynamik geprägt ist. Ist das die berühmte Ruhe vor dem Sturm?

Anleger sind eingelullt

Unsere aktuellen Umfragewerte sprechen zumindest dafür, dass auch der zuletzt gesehene Aufschwung an den Märkten die Skepsis noch nicht vollständig eliminieren konnte. Viele Marktbeobachter sprechen weiterhin von einem „Aufschwung auf Zeit“. Die Skepsis hält sich hartnäckig. Zwar wird die Aktienanlage mehr und mehr als attraktivste Anlageklasse identifiziert und als „alternativlos“ bezeichnet, was eine zunehmend optimistische Grundhaltung unter Anlegern belegt. Von einer euphorischen Aufbruchsstimmung kann man jedoch definitiv nicht sprechen. Dazu ist der Respekt vor einem baldigen Crash-Szenario zu allgegenwärtig und der Anteil des defensiv und nahezu zinslos angelegten Vermögens – gerade unter deutschen Anlegern – immer noch viel zu hoch.

Anleger neigen dazu, die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit in die nahe Zukunft fortzuschreiben. Für die bisher veröffentlichten Prognosen für das zweite Halbjahr 2017 bedeutet das: Es werden moderat positive Ergebnisse erwartet, prozentual betrachtet ist die Bandbreite der Prognosen sehr gering. Im Grunde also eine nahtlose Fortsetzung der bisherigen Entwicklung in 2017. Als „neue Basis“ dient das Niveau zum Ende des ersten Halbjahrs, die zu Jahresbeginn getroffenen Prognosen der Banken werden somit einfach an die neue Realität angepasst. Das übliche Spiel.

Die Volatilität an den Märkten wird zurückkehren! Eigentlich keine besonders kontroverse Aussage. Aktienmärkte definieren sich nun mal über eine erhöhte Volatilität im Vergleich zu anderen Anlageklassen, generieren gerade daraus ihre langfristig überlegenen Renditechancen. Nimmt man die aktuellen Umfragewerte als Gradmesser für die Erwartung an zukünftige Schwankungsbreiten, so würde bereits eine Rückkehr zur „normalen“ Volatilität viele Anleger aus ihrer Lethargie reißen.

Unterschätzen Sie niemals die Dynamik der Aktienmärkte! Je weniger man mental auf plötzliche Korrekturen, zähe Seitwärtsphasen und auch längere Zeiträume mit unterdurchschnittlicher Wertentwicklung vorbereitet ist, desto eher gerät man in übergeordneten Aufwärtsphasen aus dem Tritt. Märkte bewegen sich nicht linear nach oben!

Neue Impulse 2017

Noch eine Runde Brexit-Theater? Trump twittert neuen Unsinn? Weiteren Terror in Europa? Was kann die Märkte im zweiten Halbjahr 2017 überhaupt noch schocken? Ungelöste, aber weitreichend ausdiskutierte Problemstellungen halten das negative Überraschungspotential gering. So ist es die Angst „vor dem Crash selbst“, die den Optimismus im Zaum hält. „Der Crash kommt, weil die Blase platzt.“ „Wer höher steigt, kann tiefer fallen.“ „Der geborgte Aufschwung ist bald zu Ende.“ „Das auf Schulden aufgebaute Finanzsystem wird kollabieren.“ Wenn sich die Argumente für einen baldigen Bärenmarkt weiterhin auf Aussagen dieser Art beschränken, ist der Bullenmarkt noch nicht in Gefahr.

Fazit: An den Aktienmärkten wird Normalität einkehren – mehr Volatilität! Früher oder später wird sie Anleger aus der Lethargie reißen, die sich im ersten Halbjahr 2017 ausgebreitet hat und sich in den aktuellen Prognosen widerspiegelt. Seien Sie auf mehr Hektik emotional vorbereitet!

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Firmengründer und Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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