Von Bernd Niquet
Ich wohne jetzt schon mehr als zehn Jahre neben einer Wohnanlage von Vonovia, früher Deutsche Annington. Vor gut anderthalb Jahren ist Vonovia in den Dax aufgenommen worden.
Seit dieser Zeit beobachte ich erstaunliche Veränderungen auf dem Nachbargrundstück. Waren da früher vielleicht einmal im Jahr irgendwelche Gärtner zu sehen, so stehen jetzt beinahe wöchentlich Autos mit der Aufschrift „Vonovia“ dort auf dem Parkplatz und es wird irgendwo auf dem Gelände gerupft, gekehrt, geschnitten oder gemäht.
Das ist so deutlich, dass ich mir überlegt habe, ob man hier nicht eventuell ein Zusatzgeschäft kreiert hat? Anscheinend hat sich Vonovia neben dem Wohnungsgeschäft auch zu einer großen Gartenbaugesellschaft entwickelt.
Denn das wäre ja wirklich die Lizenz zum Gelddrucken: Weil man dafür gar keine Aufträge akquirieren muss, sondern einfach loslegen kann und die Mieter das hinterher über die Betriebskosten bezahlen lässt.
Nun will ich keine falschen Behauptungen in die Welt setzen, vielleicht sind ja meine Beobachtungen rein selektiv und verzerrt. Daher kam mir plötzlich die Idee, doch einmal im Internet zu suchen. Und gleich bei der ersten Eingabe: Bingo!
Da klagt der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. an: „Vonovia – Keine Gewinne mit Betriebskosten!“ Und: „Keine Betriebskosten zur Profitmaximierung!“ Ich liege also wirklich richtig. Meine Güte! Ebenso schräg ist es, dass ich just am selben Tag meine Zinsgutschrift aus Argentinien erhalte, an dem Jean Ziegler in Hamburg vor dem G20-Gipfel gegen die Raubtierfonds wettert, die das Land Argentinien durch die gerichtliche Durchsetzung ihrer Anleiheforderungen in die Knie zwingen.
Bin ich da jetzt mitschuldig? Ich denke: Ja und jein.
Ja, weil ich damals einen Teil meiner Anleihen nicht umgetauscht habe und so von den Gerichtsurteilen profitiert habe und meine Anleihen, die ich zu 30 bis 40 gekauft hatte, zu 100 verkaufen konnte.
Und jein, weil ich für den überwiegenden Teil die Umschuldung und den damit verbundenen Kapitalschnitt akzeptiert habe. Dadurch bekomme ich nun jedoch in Zeiten, in denen Bundesanleihen negative Renditen besitzen, die US-Treasuries beinahe keine Zinsen abwerfen, aus Argentinien fette Überweisungen in Höhe von 7,82 Prozent.
Irgendwie ist diese Welt wirklich ein mieses Höllenloch: Denn hier müssen diejenigen, die kein Geld haben, es denjenigen überweisen, die es gar nicht brauchen.
Auf ewig wird das nicht gut gehen.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php
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