Von Stephan Feuerstein
Der US-Arbeitsmarkt brummt, wie die Daten aus der vergangenen Woche einmal mehr unter Beweis gestellt haben. Und auch hierzulande gibt es keinen Grund, über eine hohe Arbeitslosigkeit zu jammern. Die Wachstumsraten in Europa passen – vielleicht mit der einen oder anderen Ausnahme – in der Summe ebenfalls. Eigentlich eine heile Welt, so dass eine gewisse Sorglosigkeit der Investoren im Moment sicherlich verständlich ist. Dennoch ist dort, wo Licht ist, bekanntlich auch Schatten.
Entzug der Liquidität
Dass die Hausse der vergangenen Monate vor allem auch dem billigen Geld geschuldet ist, mit welchem die Notenbanken die Märkte geflutet haben, ist sicherlich kein Geheimnis. Während es die US-Notenbank bislang verstanden hat, die Märkte behutsam auf ein sukzessives Abfischen des billigen Geldes vorzubereiten, scheint dies der Europäischen Zentralbank nicht ganz so glücklich gelingen zu wollen. Wird in die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi nur entfernt hineininterpretiert, dass man den Geldhahn etwas zudrehen möchte, reagieren die Aktienmärkte sehr verschnupft. Auch wenn dies über kurz oder lang tatsächlich erfolgen sollte, genügt aktuell bereits die Befürchtung, um die Aktienkurse abrutschen zu lassen.
Was ist die Alternative?
Angesichts der niedrigen Zinsen steht der normale Anleger vor dem Problem, dass er für sein Geld neuerdings sogar Strafzinsen zahlen muss. Die sonst gerne gewählten Alternativen wie Immobilien oder Anleihen sind aber mit dem billigen Geld der vergangenen Jahre mittlerweile ebenfalls sehr teuer geworden, so dass es allmählich schwierig wird, eine attraktive Anlage mit überschaubarem Risiko zu finden. Da neuerdings nun auch der Ölpreis immer wieder einen Dämpfer erhält und sich die Maßnahmen der OPEC nicht in höheren Preisen durchsetzen, gibt es einen weiteren Belastungsfaktor für die Aktienkurse.
Profis lassen in ihren Handelsstil statistische Auswertungen mit einfließen, da sich damit attraktive Gelegenheiten mit einer erhöhten Gewinnwahrscheinlichkeit bestimmen lassen. Saisonal sind wir mittlerweile an so einem Punkt angelangt, da die Wahrscheinlichkeit eines klaren Kursrückgangs im August und September im Jahresvergleich am höchsten ist. Man sollte sich daher gerade in diesen Zeiten nicht von einer etwas zu positiven Stimmung der Märkte anstecken lassen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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