Von Stephan Feuerstein
Regelmäßige Leser wissen, dass wir zuletzt immer wieder auf den schwierigen Zeitabschnitt von August bis September aufmerksam gemacht haben. Zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahresverlauf ist die Wahrscheinlichkeit von Kursverlusten höher als in diesem Zeitabschnitt. Mit etwas geringerer Wahrscheinlichkeit hat sogar die alte Börsenweisheit „sell in may and go away – but remember: come back in september“ ihre Berechtigung. Die Frage, die sich jedes Jahr dabei stellt, ist weniger das Ob, sondern vielmehr das Warum. In diesem Jahr scheint nun die hiesige Automobilindustrie der Auslöser für den saisonalen Abschwung zu sein.
Betrachtet man sich den Auslöser der Rallye der vergangenen Monate, so fällt auf, dass diese direkt nach der Wahl in den USA gestartet war. Auslöser hierfür war die große Hoffnung auf die im Wahlkampf angekündigten Steuersenkungspläne von US-Präsident Trump. Leider ist das Ergebnis seiner Amtszeit bislang sehr überschaubar und keine der zuvor vollmundig verkündeten Maßnahmen konnte bislang wie angekündigt vollzogen werden. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis den Anlegern dies so bewusst und auch die Steuerreform als unwahrscheinlich betrachtet wird. In diesem Fall dürften die Aktienmärkte wieder etwas von den „Vorschusslorbeeren“ abgeben.
Aktuell nicht im Blickfeld
Es ist noch nicht lange her, dass die extremen Bewegungen am chinesischen Aktienmarkt Auslöser für einen Rücksetzer auch an den hiesigen Aktienmärkten waren. Wenngleich die chinesische Wirtschaft zwar nach wie vor hohe Wachstumsraten präsentiert, sind diese doch auch auf einen hohen Verschuldungsgrad gegründet. Zudem sollte man die hohen Bewertungen des chinesischen Immobilienmarktes nicht außer Acht lassen.
Ohnehin sind die weltweiten Immobilienmärkte im Zuge der niedrigen Zinsen der Notenbanken mittlerweile auf schwindelerregenden Bewertungsniveaus angelangt. In Kanada haben sich die Häuserpreise seit Mitte der 70er Jahre mittlerweile verdreifacht, der Verschuldungsgrad der privaten Haushalte ist auf ein Rekordhoch von 150 Prozent ihres Einkommens geklettert. Als Vergleich: In den USA lag diese Zahl vor Ausbruch der Finanzkrise „nur“ bei 125 Prozent! Auch die Tatsache, dass mittlerweile rund sieben Prozent der kanadischen Bevölkerung im Hausbausektor tätig ist (in den USA waren es vor der Finanzkrise rund fünf Prozent), zeigt eine Schieflage an. Auch wenn dieser Markt momentan bei vielen nicht auf der Agenda steht, sollte man ihn aufgrund der deutlichen Verzerrungen nicht unbeachtet lassen! Es gibt also neben den bekannten Gründen durchaus noch versteckte Gefahrenherde, aufgrund derer man eine deutliche Korrektur an den Aktienmärkten allmählich einplanen sollte.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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