Von Thomas Grüner
Jeden Tag gibt es neue Warnungen. Immobilienblase! Die Preise für Immobilien in prominenter Lage haben sich über Jahre hinweg in astronomische Höhen bewegt. Gedanken an die Subprime-Krise in den USA werden wach. Auch im Anleihesegment ist die Diskussion um eine Blasenbildung längst etabliert. Die Bitcoin-Fahnenstange zieht Spekulanten in ihren Bann. Überall Blasen!?
Aktien auch in Gefahr?
Was ist mit Aktien? Das alte Lied: Man spricht gerne von Zockerei, einstürzenden Kartenhäusern und jüngst wurde auch der Begriff einer „stabilen Blase“ für die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten diskutiert. Wer über liquide Mittel verfügt und sich in den Medien über lukrative Anlagemöglichkeiten informieren will, der findet vor allem eine bunte Mischung aus Crash-Warnungen und wenig hilfreichen, spontanen Meinungsäußerungen.
Man kann es interessierten Anlegern kaum verdenken, wenn sie sich im Mediendschungel verlieren und von zahlreichen Anlagemöglichkeiten lieber Abstand nehmen. Soziale Medien werden von einer Flut an Fake-News erfasst, oftmals verbreitet durch Kommentatoren, die kurioserweise selbst eine ungeheure Angst vor Fake-News haben. Faktenbasierte Analysen, die dem Erfolg der Anleger zuträglich wären, sind nach wie vor spärlich gesät. Unsere digitalisierte, klick-basierte Medienwelt gibt einfach kein neutrales Umfeld her. Es herrscht immer noch ein Klima der Unsicherheit, nicht ohne Grund halten deutsche Anleger weiterhin rund 70 Prozent ihrer liquiden Mittel in festverzinslichen Anlagen.
Gesunde Mitte fehlt
Gleichzeitig ist eine gewisse Portion Optimismus nicht von der Hand zu weisen. Der Übergang von der skeptischen Marktstimmung in den nachhaltigen Optimismus verläuft nur schleppend. Bitcoins! Wie und wo kann ich als Anleger jetzt eine gewaltige Rendite erreichen? In einer vorangegangenen Kolumne habe ich bereits thematisiert, dass in der Gesamtheit deutscher Anleger leider die „gesunde Mitte“ fehlt. Anleger, die Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien als selbstverständlichen Baustein ihrer Vermögensanlage ansehen: Produktivkapital für Werterhalt, Vermögensaufbau und als flexibles Hilfsmittel für die Altersvorsorge. Daran hat sich leider nichts geändert. Anleger wandeln gerne in Extremen: Sie überspringen einfach die „Risikoklasse Aktien“ komplett und widmen sich direkt diversen Hebelprodukten, Kryptowährungen und anderen Spekulationen. Abwehrhaltung oder totale Offensive – oftmals fehlt einfach das richtige Mittelmaß.
Nachhaltige Entscheidungen
Blenden Sie die rückwärtsgerichtete Betrachtung am besten aus. Als Anleger lebt man in der Gegenwart, muss Entscheidungen für die Zukunft im Hier und Jetzt treffen. Was von der Vergangenheit bis in die Gegenwart hervorragend gelaufen ist, wird Ihnen für die Zukunft nicht unbedingt von großem Nutzen sein. Andernfalls würden Trendfolgemodelle unendliche Renditen erzielen und kumulierte Gewinne nur in ausgewählten Sektoren oder Ländern möglich sein. Nachhaltige Entscheidungen erfordern faktenbasiertes Denken, Geduld, Fehlertoleranz, Disziplin und einen übergeordneten Plan, der ihre langfristigen Anlageziele in jeder Marktsituation in den Mittelpunkt stellt. Die strategische Auswahl der Anlageklassen ist und bleibt das entscheidende Kriterium.
Fazit: Im reifen Bullenmarkt wird der Optimismus langsam zunehmen und Anleger, die sich in Extremen bewegen, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an der sehenswerten Gesamtrendite teilhaben lassen. Vermeiden Sie Angst und Gier, streben Sie nach der „gesunden Mitte“!
Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.
Thomas Grüner ist Firmengründer und Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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