Von Stephan Feuerstein
Das Problem mit niedrigen Zinsen ist, dass sich eine Anlage in festverzinsliche Staatsanleihen mit guter Bonität weniger lohnt. Sind die Zinsen auf Null, lohnt es sich noch weniger, so dass alternative Anlagemöglichkeiten gesucht sind. Je länger der geldpolitische Zinshahn dabei aufgedreht bleibt, desto größer werden die damit verbundenen Übertreibungen.
Immobilien mit atemberaubenden Preisen
Auch wenn die Argumente der Immobilienverkäufer immer wieder „Lage, Lage, Lage“ sind, gilt es doch auch auf den Preis zu schauen. Denn dieser ist in den Jahren der Niedrigzinsphase auf ein nahezu atemberaubendes Niveau geklettert. Dass der Wohnraum teurer wird, spürt mittlerweile jeder, der eine Wohnung mieten möchte. Eine Anlage in Immobilien lohnt sich mittlerweile immer öfter nur noch über weitere Preissteigerungen. Genau dies ist aber ein Anzeichen dafür, dass dieser Markt überhitzt ist.
Große Hoffnungen am Aktienmarkt
Aktien stehen immer im Wettbewerb mit Anleihen und sind in Zeiten einer niedrigen Anleiherendite umso mehr gefragt. Wenn das durch die Niedrigzinsphase üppig vorhandene Kapital dann an den Aktienmarkt strömt, schießen die Kurse logischerweise nach oben. Allerdings sind mit weiteren Investments auf hohem Niveau dann auch hohe Erwartungen an die Unternehmen geknüpft. Gerade am Ende von Übertreibungsphasen werden diese dann gerne nicht mehr erfüllt und eine enttäuschte Reaktion ist die Folge. Dies war zuletzt sehr gut bei Twitter oder Facebook zu sehen. Immerhin schaffte es Facebook, nach Vorlage der Quartalszahlen rund 120 Milliarden US-Dollar an Börsenkapital zu vernichten und stellt damit durchaus einen beachtlichen Erfolg auf. Auch Twitter konnte die Erwartungen seiner Aktionäre nicht erfüllen und rauschte ebenfalls in den Keller. Es zeigt sich damit, dass gerade im Technologiebereich die Hoffnungen sehr hoch waren und mehr und mehr enttäuscht werden.
Sell on good news
Interessanterweise werden zwar teilweise in Aussicht gestellte Ergebnisse durchaus erreicht, allerdings reichen diese Ergebnisse nach einem sehr deutlichen Anstieg nicht mehr, die Erwartungen der Akteure zu erfüllen. Entsprechend heftig ist auch die Reaktion. Wenn wir uns daher mittlerweile im Zyklus an der Stelle „sell on good news“ befinden, dürfte ein weiterer Abschwung nicht überraschen. Vor allem im Hinblick auf die Saisonalität ergibt sich dabei für August und September in Szenario fallender Notierungen, so dass man sich die Frage stellen sollte, ob man aktuell noch auf den mit Hochgeschwindigkeit fahrenden Börsenzug aufspringen möchte. Besser wäre es hingegen, die eine oder andere Absicherungsstrategie in der Schublade zu haben.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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