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Global denken

Donnerstag, 27. September 2018 um 07:05

Von Thomas Grüner
Grundsätzlich tendieren Anleger dazu, den Fokus auf ihren jeweiligen „Heimatmarkt“ zu legen. Deutsche Anleger blicken verstärkt auf Dax, MDax und TecDax, Schweizer legen Wert auf den SMI, für Österreicher ist der ATX ihr wichtigstes Börsenbarometer. Man „kennt sich aus“ und muss sich in erster Linie nicht mit Fremdwährungsrisiken herumschlagen. Dementsprechend wird das eigene Portfolio oftmals mit Schwerpunkten versehen, die sich in der globalen Aufteilung der Kapitalmärkte überhaupt nicht wiederfinden.

Global statt regional?

Das Prinzip der globalen Diversifikation erfreut sich bei Anlegern wechselnder Beliebtheit. Liegt der Fokus im eigenen Portfolio auf dem Heimatmarkt und wird dieser von regionalen Problemen erfasst, liegt globale Diversifikation hoch im Kurs. Anerkennend stellt man fest, dass die Performance außerhalb des eigenen Portfolios höher ist und globale Chancen genutzt werden sollten. Umgekehrt: Läuft der Heimatmarkt besser als der Rest der Welt, wird globale Diversifikation schnell in Frage gestellt. Warum weltweit investieren, wenn das Gute doch so nahe liegt? Warum überhaupt Fremdwährungsrisiken eingehen? Viele Anleger erleben dieses Wechselbad der Gefühle immer wieder aufs Neue.

Mehr als Performance

Die Vorteile einer globalen Diversifikation lassen sich nicht an kurz- oder langfristigen Performancezahlen ablesen. Kurzfristig ist alles möglich: Der Dax kann jederzeit zu einem Höhenflug ansetzen und den Rest der Welt hinter sich lassen. Ebenso können deutsche Aktien von einer Korrektur erfasst werden, die im globalen Bild praktisch untergeht schließlich stellt Deutschland nur 4 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung. Mittelfristig können sich regionale Bärenmärkte ausprägen, die den globalen Bullenmarkt dennoch nicht zu Fall bringen. 2011 wird europäischen Anlegern in schlechter Erinnerung bleiben, während die US-Amerikaner mittlerweile von 2009 bis 2018 den zeitlich längsten Bullenmarkt der gesamten Historie ausrufen können. Langfristig gilt: Die durchschnittliche Performance einzelner Industrieländer fügt sich in der Regel in das globale Bild ein, selbst wenn die Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt über einen längeren Zeitraum anhält wie im laufenden Bullenmarkt für US-Aktien zu beobachten ist.

Überlegenes Prinzip

Globale Diversifikation ist ein strategisches Prinzip. Viele Anleger wollen langfristig aktienmarktähnliche Renditen erreichen, sind aber mit dem Weg, der zum Ziel führt, überhaupt nicht einverstanden. Hohe Volatilität, scharfe Korrekturen, zähe Seitwärtsphasen in einem intakten Bullenmarkt müssen Anleger unzählige Stress-Tests überstehen, um die ansehnliche Gesamtrendite am Ende ihr Eigen nennen zu können. Die entscheidende Frage ist also: Wie kann der steinige Weg zu einem guten Gesamtergebnis möglichst „erträglich“ gestaltet werden? Mit globaler Diversifikation! Die Schwankungsbreite kann im Vergleich zu regionalen Portfolios vermindert werden, globale Chancen werden genutzt, eine ausgewogene Aufteilung verarbeitet gegenläufige Performance- und Währungseffekte einzelner Komponenten zu einem robusten Gesamtkonstrukt.

Fazit: Als wären die globalen Aktienmärkte nicht schon volatil genug: Viele Investoren provozieren durch den starken Fokus auf die Heimatmärkte zusätzlich unerwünschte Effekte für das eigene Portfolio. Globale Diversifikation schafft dagegen beste Voraussetzungen, den schwierigen Weg zum langfristigen Anlageziel zu meistern. Der reife Bullenmarkt ist typischerweise volatil und stellt Anleger vor große emotionale Herausforderungen. Seien Sie daher gewappnet und denken Sie global!

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist
Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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