Von Bernd Niquet
Es ist ein dummer Witz, ich nehme ihn auch sofort wieder zurück, weil er geschmacklos ist. Dennoch passt er so wunderbar gut. Er lautet: 24/7 ist für die DHL, was für andere 9/11 gewesen ist.
Das muss ich jetzt natürlich erklären. Haben Sie schon einmal an einem Samstagnachmittag ein Päckchen von DHL geliefert bekommen und sind nicht zu Hause gewesen? Wenn nein: Lucky you! Oder ein Päckchen am Samstag per Post Direkt in eine DHL-Filiale in einem Außenbezirk? Nein? Ebenfalls lucky you!
Gerade habe ich erfahren, dass das Weihnachtsgeschenk für meine Tochter gute Chancen besitzt, in dieser oder der nächsten Woche anzukommen. Immerhin. Ostern werde ich es dann auf jeden Fall haben. Wenn nicht noch einmal alles schiefgeht.
Es kommt ja auch aus Norwegen. Und das ist natürlich ein weiter Weg. Doch der Weg ist nicht das Problem. Das Problem ist die Organisationsstruktur von DHL. Und wahrscheinlich auch die Billiglöhne, die DHL zahlt.
Also: Wo liegt hier das Problem? Viele DHL-Filialen oder DHL-Paketshops in den Außenbezirken von Berlin machen am Samstag um 13 Uhr zu. Das wissen jedoch die Aushilfsfahrer nicht, die für geringes Geld dort arbeiten und sicher kaum die notwendige Schulung bekommen.
Und so passiert es, dass die Kunden, die am Samstagnachmittag nicht zu Hause sind, wenn ihr Päckchen kommt, einen Zettel vorfinden, in welcher Filiale sie es am Montag abholen können. Ist dies jedoch eine, die am Samstag um 13 Uhr schließt, kann der Fahrer die Päckchen dort nicht abgeben.
Und so verschwinden sie. Zwar nicht auf Nimmerwiedersehen, doch erst einmal so, dass niemand sie mehr finden kann. Ich habe das jetzt mehrmals erlebt. Und es hat jedes Mal nicht nur mich, sondern mindestens 30 bis 40 weitere Kunden getroffen.
Auch der Kundenservice von DHL kann da nicht weiterhelfen. Weil eine Neueingabe, wo die Päckchen jetzt sind, im DHL-Computersystem entweder nicht vorgesehen ist oder aber nicht durchgeführt wird. Daher rät der Kundenservice einem dann, man möge sich an denjenigen wenden, der das Päckchen abgeschickt hat.
Das hatte zwar sein Gutes, dass ich heute dadurch ein paar Worte Norwegisch kann, doch weitergeholfen hat es nicht. Irgendwann wird dann jedoch anscheinend der riesige DHL-Restbestand zusammengesammelt, durchgeschüttelt und an die Absender zurückgeschickt. If you are lucky!
Anderweitig kommt für den Verlust die Versicherung auf, sagt mir der Kundenservice von DHL. Klasse, denke ich. So zahlt dann im Endeffekt also die Gesamtheit der Versicherten durch höhere Prämien für das Organisationschaos bei DHL. Hallelujah!
Wären wir also alle 24-Hour-Party-People oder würden wir alle alle rund um die Uhr arbeiten, also 24/7, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, dann wäre das alles kein Problem.
Doch so ist die Wirklichkeit nicht. In der Wirklichkeit gibt es nämlich noch ein Wochenende und Feierabend. Zum Glück!
Das ist jedoch etwas, womit DHL noch nicht klar kommt. Das Wochenende macht DHL komplett ratlos.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein neues Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro
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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.
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