Von Bernd Niquet
Ich habe keine Ahnung und auch keine Vorstellung, wie das einmal in Zukunft funktionieren soll.
Am Pfingstsonntag auf dem S-Bahnhof: Zwei Elternpaare mit kleineren Kindern, deren Wortschatz sich im Grund genommen auf drei Wörter beschränkte: ich, haben und wollen.
Später dann im Zug eine Mutter mit zwei Töchtern. Die Mädchen lärmen herum in unglaublicher Lautstärke. Als sie dann ihre Fahrräder aus dem Zug befördern sollen, scheitern sie dabei beinahe an ihrer eigenen Ungeschicklichkeit.
Und die Mutter ist komplett überfordert. Hat sich die gesamte Fahrt über vor ihr Handy zurückgezogen, schaut es an und tippt es an, als erwarte sie, dass dort der Heilige Geist erscheinen könnte.
Als ich dann selbst aussteige, sehe ich überall die Werbeplakate. Die Bedürfnisse der Menschen sind doch schon groß genug, doch das reicht anscheinend nicht, man muss immer noch etwas draufsatteln.
Doch wie soll das bei uns in den nächsten Jahrzehnten funktionieren? Und nicht nur bei uns?
Wenn die Bedürfnisse an jedem Tag weiter wachsen, die Kinder jedoch zu signifikanten Teilen zu dämlich sind, ihre Fahrräder geradeaus zu schieben?
Facharbeiter werden aus denen bestimmt nicht. Eher gescheiterte Studenten, denn das Abitur gibt es heute ja beinahe zum Nullouvert. Oder eben Ungelernte.
Und dass Ungelernte so viel konsumieren können und so schick aussehen können, wie die Filmstars, die sie auf ihren Handys anhimmeln, ist eine komplette Unmöglichkeit, die nicht einmal der verschrobenste Linke für realisierbar halten wird.
Und was machen wir nun, außer einem dummen Gesicht?
Aber nein, so weit sind wir ja noch gar nicht. Derzeit blühen ja überall noch die Landschaften. In allen Gegenden, die ich in den vergangenen Tagen mit dem Rad abgefahren bin, wird gebaut, gebaut und gebaut.
Häuser, Bürogebäude, Läden. Eine riesige Blase. Eine Immobilienblase und eine Menschenblase. Denn wer soll diese Mieten einmal bezahlen, wenn nur eine winzige Kleinigkeit irgendwo passiert, so dass unser Wohlstand einmal temporär etwas angekratzt wird?
Dann platzt die Menschenblase. Dann zeigt sich, wer wirklich tüchtig ist und wer wirklich etwas kann. Das sind viele. Es werden aber leider immer weniger.
Wir leben derzeit, so mein Eindruck, in einer Weise über unsere Verhältnisse, wie es das sicherlich selten vorher gegeben hat.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein neues Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. VIERTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2018, 618 Seiten, 18 Euro
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Bernd Niquet erzählt darin die Geschichte vom ungewöhnlichen Leben seines Protagonisten weiter. Auch dieses Mal geht es um die grundlegende Frage, an der der Autor seit mittlerweile drei Jahrzehnten arbeitet, nämlich wie sich das Leben und die Reflexionen darüber im Zeitablauf entwickeln und verändern. Und wie bei jeder echten Entwicklungsgeschichte, so ist auch hier kein Ende absehbar. Die ersten drei Bände von »Jenseits des Geldes« sind in den Jahren 2011 bis 2013 im Engelsdorfer Verlag erschienen, und die nächsten drei Teile existieren bereits in Rohform und werden vom Einbruch der Flüchtlingskrise in die abgeschottete Welt, von anwachsenden Auseinandersetzungen sowie einem niemals für möglich gehaltenen Zerwürfnis handeln.
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