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Wichtige Fragen zum Neuen Jahr

Donnerstag, 6. Januar 2022 um 08:46

Von Bernd Niquet

So ein Jahreswechsel hat ja immer etwas Besinnliches an sich. Und da ist mir aufgefallen, dass ich manche Dinge eigentlich gar nicht verstehe. Die werden auch überall stets übergangen, vielleicht, weil die Journalisten und Wissenschaftler sie selbst nicht verstanden haben, keine Ahnung.

Ich will mich heute allerdings nur auf ein paar Punkte zu Corona beschränken, weil ich ja auch sonst so vieles andere nicht verstehe und anderenfalls heute bereits alle Kolumnen für das ganze Jahr vorschreiben müsste.

Also:

(1) Wie konnte es eigentlich passieren, dass unsere renommierten Virologen anscheinend keine Ahnung davon hatten, dass die Corona-Viren mutieren können und die Mutationen dann sogar die Impfwirkungen behindern oder sogar außer Kraft setzen können?

Denn am Anfang hieß es immer nur Impfung, Impfung, Impfung und dann ist alles gut. Mutationen schienen da ein Fremdwort zu sein.

Als dann allerdings die Impfungen da waren, hat sich die Situation im Prinzip jedoch nicht verändert.

Ich kann hierzu nur aus meiner eigenen Profession her sagen, wenn sich ein Ökonom so dämlich verhalten hätte, wäre er sofort gefeuert worden. Und Ökonomen sind ja nun schon dämlich genug.

Im Grunde genommen hätte ja eigentlich bereits ein Grundschüler auf die Idee kommen können, dass dann, wenn jedes Jahr ein neuer Impfstoff gegen die normale Grippe entwickelt werden muss, weil das Virus sich verändert, das auch bei Corona passieren kann, oder?

(2) Und dann ist da immer dieses permanente Gerede davon, dass die Intensivstationen der Krankenhäuser überfordert werden könnten. Seit gefühlt hundert Jahren wird jeden Tag davon geredet, was wir alles machen müssen, damit die Krankenhäuser nicht an ihre Kapazitätsgrenze gebracht werden.

Komischerweise scheinen Krankenhäuser jedoch die Eigenschaft zu besitzen, immer kurz vor der Kapazitätsgrenze zu stehen, diese aber nie zu erreichen, oder? Ich habe jedenfalls nicht von einem einzigen derartigen Fall gehört.

Ich will hier jetzt nichts verharmlosen, doch verstehen tue ich das nicht. Es kommt mir vielmehr eher so vor wie bei dem Fall von Achilles und der Schildkröte, in dem Achilles die Schildkröte niemals einholen kann, weil immer dann, wenn Achilles den Punkt erreicht hat, an dem die Schildkröte gerade gewesen ist, diese sich immer bereits zum nächsten Punkt vorwärtsbewegt hat.

(3) Und zu guter Letzt scheint mir heute nicht einmal mehr klar zu sein, welches Ziel die Politik eigentlich bei Corona verfolgt. Eigentlich wollten wir doch nicht mehr auf die Inzidenz gucken, doch seit wir nicht mehr auf die Inzidenz gucken, gucken wir erst richtig auf die Inzidenz, oder?

Doch auf die Inzidenz zu gucken, ist ja kein Ziel. Wenn ich mich recht erinnere, bestand das erste Ziel aller Coronamaßnahmen darin, die Alten und damit die Risikogruppen zu schützen, oder?

Als das schließlich erledigt war, kamen die Jüngsten dran, die dann plötzlich irgendwie alle sehr gefährdet sein sollten, oder?

Doch seitdem weder die Alten noch die Jungen einer besonderen Gefahr mehr ausgesetzt zu sein scheinen, kommt jetzt die Infrastruktur dran, die es zu schützen gilt. Jetzt müssen wir die Coronamaßnahmen verschärfen, damit nicht die Flugzeuge am Boden bleiben müssen, die Busse nicht mehr fahren und die Polizei und die Feuerwehr nicht mehr einsatzfähig sein könnten.

Für all das gibt es natürlich gute Gründe. Und ich gehe jede Wette ein, dass uns bald ganz neue Gründe für ganz neue Dinge einfallen, die weitere harte Maßnahmen rechtfertigen.

Ich denke dabei an den Mai und was wäre, wenn wir feststellen, dass Maikäfer auch Corona bekommen können?

Mein größte Sorge ist jedoch zum Glück nicht eingetroffen, denn als ich das von der Infrastruktur gehört habe, habe ich zuerst gedacht, jetzt müssen vielleicht auch die Straßen einen Lockdown machen.

Na ja, man kennt sich doch heute wirklich nicht mehr aus, oder?

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

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Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro

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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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