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Seien wir doch wenigstens ehrlich

Donnerstag, 31. März 2022 um 07:54

Von Bernd Niquet

Die gegenwärtige Realität ist grausam und kaum auszuhalten. Der schreckliche Krieg, die steigenden Preise und das Heranziehen einer Rezession.

Und unsere westlichen Führer? Herr Biden sagt in wenigen Sekunden einen Satz, um anschließend drei Tage lang ohne Pause zu erklären, dass er ihn nicht so gemeint hat, wie er ihn gesagt hat. Und in vielen Supermärkten hierzulande sind die Windeln schon ausverkauft.

Ich finde, wir sollten uns wenigstens ehrlich machen: Im Grunde sind die Deutschen doch froh, dass jetzt die Ukrainer malträtiert werden. Denn gar nicht auszudenken, Putin würde ein Nato-Land angreifen.

Soll sich Putin doch dort abreagieren, dann kriegen wir wenigstens nichts ab. Die Energiepreissteigerungen sind doch schon schlimm genug.

Machen wir uns doch endlich ehrlich und geben es zu!

Noch besser wäre es natürlich gewesen, wenn die Ukraine bereits vor dem ersten Schuss aufgegeben hätte, so wie unser Finanzminister, der freiheitliche Christian Lindner das wollte.

Wozu mussten die Ukrainer den Putin auch so reizen? Es wäre doch anders viel besser gewesen.

Und die Politiker sollten sich ebenfalls ehrlich machen. Haben Sie das Bild von unserem Bundespräsidenten Steinmeier, als er noch Außenminister war, zusammen mit seinem russischen Gegenpart Lawrow gesehen, wie sie sich streicheln? Ob sie auch Sex miteinander hatten?

Das alles war kurz nach der völkerrechtswidrigen Aneignung der Krim durch die Russen. Macht doch aber nichts, man kennt und versteht sich doch.

Ich frage mich allerdings, wie ein Mann wie Steinmeier, dessen gesamtes politisches Denken, sämtliche Ziele und jegliches politisches Handeln in seinem Leben in den vergangenen vier Wochen in sich zusammengebrochen ist, noch der erste Mann im Staat bleiben kann?

Hätte er auch nur den Anflug von Anstand…. aber ich weiß, wer Lawrow streichelt, von dem kann man das nicht erwarten. Und Putin tritt ja auch nicht freiwillig ab, warum sollte es also Steinmeier machen?

Im Grunde genommen ist der Westen da gar nicht so viel anders als Russland. Und wer einem Völkermord zuschaut und nicht eingreift, obwohl er die Macht dazu hätte, macht sich mitschuldig.

Nur achtzig Jahre nach dem Nie-Wieder also doch ein Wieder.

Und wenn man sich dann einmal herumhört, stößt man in der Ukraine auf Stimmen wie diese hier: „Wir führen einen erfolgreichen Verteidigungskrieg. Doch was wir nicht besitzen, sind modernste und ausreichende Abwehrsysteme für Luftangriffe. Die Nato verfügt über solche Flugabwehrsysteme und könnte die Sicherheit über den ukrainischen Luftraum gewährleisten. Nach dieser Hilfe rufen wir. Dafür muss kein Nato-Soldat auch nur einen Schritt in die Ukraine setzen.“

Erzählt man uns im Westen da nicht komischerweise ganz andere Geschichten? Merkwürdig, oder? Ist bei uns im Westen alles ehrlich?

Aber ich sage ja, der Unterschied zwischen Russland und dem Westen ist viel kleiner als wir das gemeinhin denken. Machen wir uns doch auch hier endlich ehrlich!

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de

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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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