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Rekordweltmeister Deutschland: 1933-1949-2024

Donnerstag, 8. August 2024 um 07:05

Von Bernd Niquet

Wenn der böse und zynische politische Witz Erfolge feiert, können es niemals gute Zeiten sein: Was ist das Nervigste derzeit an „unserer“ Demokratie? Das frühe Aufstehen wegen der Hausdurchsuchungen und das ewige Aufräumen hinterher.

Wir haben allerdings auch Erfolge vorzuzeigen, denn wir sind jetzt wohl Rekordweltmeister. Was uns beim Fußball nicht gelungen ist, weil Brasilien einen Titel mehr errungen hat als Deutschland, das schaffen wir augenblicklich gerade anscheinend in einem anderen Bereich.

Denn seit dem Verbot des Magazins Compact ist bei uns die Meinungsfreiheit gestorben, zumindest ist sie temporär außer Kraft gesetzt.

Und wenn ein Geschäftsinhaber vielleicht fünf Jahre nach seiner Zwangsschließung vor dem Bundesverfassungsgericht Recht bekommt, nützt ihm das natürlich relativ wenig.

Die Regierung hat das Grundgesetz, das den Bürger vor dem übermächtigen Staat schützen soll, gleichsam umgedreht, so dass es jetzt den Staat vor übermächtigen Bürgern schützt.

Welches Land auf der Welt hat es wohl binnen hundert Jahren öfter geschafft als Deutschland, von einem Zustand der relativen Freiheit in eine totalitäre Struktur zu kippen?

Sicherlich gibt es in der südlichen Hemisphäre viele Staaten, die deutlich mehr Putsche zu verzeichnen hatten in diesem Zeitraum, doch vorher und zwischenzeitlich immer wieder Phasen der Demokratie erlebt zu haben, die dann abrupt wieder beendet wurden, das gibt es sonst wohl nirgends.

Ich denke dabei jetzt vor allem an die vielen alten Menschen, die ich täglich sehe, die sicher noch in den 1930er Jahren geboren worden sind und jetzt entweder beinahe 90 Jahre alt sind oder sogar darüber.

Viele von diesen Menschen könnten also prinzipiell über Erfahrungen aus allen drei deutschen totalitären Regimen besitzen.

Wobei ich denke, dass bei ihnen die Erinnerungen an das Hitlerreich sicherlich zahlreicher sind als das Wissen von dem, was gerade passiert.

Denn die Tagesschau, mit der diese Menschen heute allesamt verheiratet sind, hängt ihnen ja an jedem Tag einen neuen Hochzeitsschleier über das Haupt, sodass sie von der Realität nichts sehen können.

Viele von ihnen haben schließlich bereits die Goldene Hochzeit mit der Tagesschau gefeiert und manche sogar die Diamantene. Denn die Ehepartner sind heute ja meistens bereits tot, die Tagesschau lebt jedoch immer noch.

Für die Tagesschau ist es hingegen das erste Mal, so etwas zu erleben. Nur dass sie von diesem Erlebnis nichts berichten darf. Die Menschen dort müssen das alles wie ein verdrängender Neurotiker in sich wegsperren.

Auch kein schönes Schicksal, oder?

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. NEUNTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de

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Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt.

Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt.

Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein. Doch genau das traf ja zu. Wo war ich hier nur hineingeraten?

Dem stand allerdings auf der Habenseite entgegen, dass ich höchstwahrscheinlich der einzige Mensch in unserem Land bin, dessen Leben durch die Corona-Pandemie nicht negativ tangiert wurde.

Und wenn diese Leute hier mich dann auch noch gut finden würden, dann hätte ich wirklich etwas falsch gemacht in meinem Leben.

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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