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Bullenmarkt zeigt sich robust

Donnerstag, 15. August 2024 um 22:23

Von Thomas Grüner
Die Rückkehr der „negativen Volatilität“ hat die Anlegerstimmung spürbar gedämpft und viele sorgenvolle Blicke in die Zukunft hervorgerufen. Umso wichtiger ist es in dieser Phase, den Fokus auf die Unternehmensgewinne zu behalten – denn Aktien sind im Grunde nichts anderes als Anteile an den zukünftigen Gewinnen der Unternehmen. Unter die sorgenvollen Schlagzeilen rund um Carry-Trades und Zinsängste mischte sich auch die ein oder andere schlechte Gewinnmeldung. Zugegeben, es gab im US-Bereich einige hochkarätige Enttäuschungen. Aber insgesamt waren die Ergebnisse des zweiten Quartals bisher sehr stark.

Gemeldete Gewinne sind Rückblicke

Wie immer sind die Ergebnisse im Rahmen der US-Berichtssaison als Rückblick und nicht als Indikator für die zukünftige Entwicklung zu sehen. In der aktuellen Situation ist es jedoch sehr hilfreich, sich die fundamentale Stärke der Unternehmen vor Augen zu halten. Mittlerweile haben 91 Prozent der Unternehmen im S&P 500 ihre Zahlen für das zweite Quartal 2024 veröffentlicht. Im Jahresvergleich sind die Gewinne um 10,8 Prozent gestiegen, damit wurde die Konsenserwartung von 8,9 Prozent übertroffen. Auch die Umsätze konnten im Jahresvergleich um 5,2 Prozent gesteigert werden.

Es ist nicht alles perfekt

Während die Gesamtergebnisse und Umsätze die Erwartungen übertrafen, gab es auch Ausnahmen. Eine große davon: Kommunikationsdienste, einer der Lieblinge dieses Bullenmarktes. Die Gewinne dieses Sektors sind im Jahresvergleich nur um 4,0 Prozent gestiegen und haben damit die Erwartungen von 16,6 Prozent deutlich verfehlt. Diese Schwäche ging jedoch nicht von den interaktiven Medien und Dienstleistungen aus, sondern das Problem lag in der Unterhaltungsbranche. Ebenso schwach präsentierten sich die Sektoren Industrie und Grundstoffe, die auf Jahressicht keinen Gewinnzuwachs verzeichnen konnten. Einzelne Unternehmen wurden an der Börse abgestraft, weil sie die Erwartungen nicht erfüllten oder ihren Ausblick senken mussten. Kurz gesagt: Wer das Haar in der Suppe sucht, der wird immer etwas finden. Die Gesamtsituation ist jedoch weitaus robuster, als sie in der „Panik-Phase“ rund um die heftigen Kursrückgänge dargestellt wurde.

Ein Ausstieg will wohlüberlegt sein

Auf kurzfristige Volatilität zu reagieren, ist in jedem Fall riskant. Wenn man sich als Anleger nach einem plötzlichen und heftigen Kursrückgang zum Ausstieg aus den Aktienmärkten entschließt, sollte man einen verdammt guten Grund für die Annahme haben, dass es noch viel weiter nach unten gehen wird. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man nach einem Rückgang unter die Räder gerät, den anschließenden Aufschwung verpasst und sich dann der schwierigen Frage stellen muss, wann man zähneknirschend zu höheren Kursen wieder einsteigt. Gerade dieser letzte Teil ist eine sehr schwierige emotionale und psychologische Herausforderung.

Fazit: Immer wenn die Volatilität nach oben ausschlägt, ist es unserer Meinung nach wichtig, das gesamte Umfeld zu bewerten und die Einflussfaktoren objektiv zu betrachten. Die US-Unternehmensgewinne verdeutlichen, dass der Bullenmarkt ein robustes Fundament besitzt. Rückwärtsgerichtete Daten sind immer mit Einschränkungen zu betrachten, aber sie können durchaus aufzeigen, dass der Markt auf „Schreckensmeldungen“ überreagiert. Fast 80 Prozent der Unternehmen im S&P 500 konnten positiv überraschen – und wenn es gerade die Unternehmen in die Schlagzeilen schaffen, bei denen nicht alles funktioniert, ist die Realität tendenziell besser als die Stimmung.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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