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Hype um saubere Energie verliert an Fahrt

Donnerstag, 19. September 2024 um 22:50

Von Thomas Grüner
Immer wieder werden Anleger von „heißen“ Themen in den Bann gezogen. Und wer vom nächsten großen Ding profitieren will, der sollte früh investieren! Im Bereich der grünen Technologien geht es dabei vor allem um Komponenten wie Lithium, Kobalt und andere Metalle, die als unverzichtbar für die zukünftige Mobilität erachtet werden. Das Gleiche gilt für Wasserstoff, der seit langem als saubere Energie der Zukunft gepriesen wird. Es gibt nur ein klitzekleines Problem: Die Märkte haben diese wohlbekannte These aufgrund des ganzen Hypes bereits eingepreist.

Effiziente Märkte

Märkte gehen sehr effizient mit allgemein bekannten Informationen um, einschließlich Prognosen, Erwartungen und legislativen Veränderungen. Als Joe Biden im November 2021 ein riesiges Infrastrukturprogramm für die USA auflegte, wähnten sich viele Anleger im ultimativen Windschatten für Investitionen in „saubere Energie“.

Neu aufgelegte Indizes rund um das Thema Lithium oder Batterien schossen im Jahr 2021 durch die Decke – und stürzten danach wieder kräftig ab. Während sich der breite Markt allerdings bis zum heutigen Tag problemlos erholen konnte, sind die „heißen Themen“ weit von ihren Rekordmarken entfernt. Auf den kräftigen Hype folgte eine herbe Enttäuschung, seit der Verabschiedung des Biden-Gesetzes gab es für Anleger unter dem Strich oft nichts mehr zu holen. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass sich die Märkte oft früher bewegen, als es die Mehrheit der Anleger wahrhaben will.

Im Falle der sauberen Energie sorgten hohe Kosten für eine Enttäuschung, die trotz der viel gepriesenen Steuererleichterungen und Subventionen die Gewinne beeinträchtigen. Wasserstoff bleibt eine unerprobte Technologie mit langfristigem Potential – sobald die Hersteller einen Weg finden, wie sie ihn in großem Maßstab erzeugen können. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

Rohstoffe sind speziell

Bei Rohstoffen kommt es zudem erheblich auf die Angebotsseite an. Gerade bei Metallen treibt eine ansteigende Nachfrage die Preise schnell nach oben. Hohe Preise schaffen Anreize für neue Minen, so dass die Investitionen in die neue Produktion sprunghaft ansteigen. Aber die Vorlaufzeiten sind lang, so dass die Preise hoch bleiben, da die Welt um das begrenzte Angebot konkurriert, was immer mehr Investitionen anreizt. Schließlich werden neue Minen in Betrieb genommen und die Preise stabilisiert. Bald wird aus der Knappheit eine Angebotsschwemme, die die Preise in den Keller treibt, bis der ganze Zyklus von neuem beginnt.

Batteriemetalle befinden sich im weniger erfreulichen Teil dieses Superzyklus. Die jährliche Lithiumproduktion ist seit 2010 um etwa 540 Prozent gestiegen, einschließlich eines Anstiegs um 68,2 Prozent seit 2021, obwohl die Preise seit Anfang 2022 fallen. Bei Kobalt, dessen Preis im Frühjahr 2022 seinen Höchststand erreichte, ist die jährliche Produktion seit 2010 um 157 Prozent gestiegen, mit einem Anstieg von fast 40 Prozent seit Ende 2021. Selbst wenn die Preise gefallen sind, erhöhen frühere Investitionen weiterhin das Angebot. In der Welt der natürlichen Ressourcen richten sich die Erträge nach den Preisen und nicht nach den Produktionsmengen, so dass die Angebotsschwemme die Renditen erheblich schmälert.

Fazit: Aus jedem heißen Börsenthema lässt sich eine zeitlose Lehre ziehen: Wo der Hype regiert, sollten Anleger vorsichtig sein. Große Hoffnungen und raffinierte Geschichten sind keine solide Investitionsgrundlage – die Märkte gehen viel zu effizient mit ihnen um.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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